von Lisa
7 Monate Training nach Trainingsplan, der uns alle gut beschäftigt hat und auf einmal war es tatsächlich so weit: Stephan, Carsten und ich standen super aufgeregt mit ca 300 weiteren Startern am Ufer des Oldenburger Sees und warteten auf die Startglocke. Ja, es war wirklich eine riesige Kuhglocke, die den Start, im wahrsten Sinne des Wortes, einläuten sollte. Leider haben wir in den Monaten davor Jonny und Ole bei Sportunfällen „verloren“. Sie haben eindeutig gefehlt.
Die Glocke bimmelte und die Athleten wurden zu Wasser gelassen. Endlich war die Nervosität wie weggeblasen. Ich bin super reingekommen und musste keine Sekunde auf Brust wechseln. Immer mit Jörgs Stimme im Kopf : ,,Gleiten, gleiten, gleiten, gleiten!“ Es hat großartig funktioniert. So gut, dass mich der Australian-Exit etwas gestört hat… ich war doch gerade so schön am Gleiten.
Angefeuert von Jonny ging es dann ab in die 2. Schwimmrunde. Jetzt musste ich mich allerdings so langsam seelisch auf meine Angstdisziplin vorbereiten: Radfahren. Doch als ich aus dem Wasser kam und mich an den unverschämt steilen Weg zur Wechselzone machte, erwartete mich eine wunderbare Überraschung: die ersten aus der Liga waren schon da und ich wurde mit einem großen Jubel und selbst gemachten Schildern empfangen.
Ich war sehr gerührt und hab mich wie blöd gefreut, als ich in die Wechselzone getrabt bin. Ich hab sogar Carsten und Stephan dort getroffen. Eine schöne Bestätigung für mich, dass ich garnicht so langsam geschwommen bin. Aber ich wusste, dass die beiden mich gnadenlos beim Radeln abziehen werden.
Neo aus, Socken überziehen, Radschuhe an, Brille auf, Startnummernband umschnallen, Helm auf und schon ging es weiter. 4 Runden galt es zu bewältigen, also strampelte ich tapfer los. Es war eine sehr schöne Strecke. Nicht immer die beste Straßenqualität, sehr hügelig und echt windanfällig. Aber ein wunderschöner Elbe -Seitenkanal, süße kleine Dörfer und tolle Blicke über die Felder.
Die erste Runde wollte ich mich in Ruhe aklimatisieren, die Strecke abchecken und mich einfach ein bisschen eingrooven. In Runde zwei fühlte ich mich sehr sicher und schaltete gekonnt bei jeder Steigung runter und nutzte jede Bergabfahrt um anständig Tempo zu machen. Versteht mich nicht falsch, wenn ich sage: ,,Tempo machen“ , dann meine ich anscheinend: ,,kein Tempo machen“. Egal, wie schnell ich meiner Meinung nach war , selbst bei 45 km/h bergab, wurde ich in einem Affenzahn überholt. Was stimmt bitte nicht mit denen? Und was stimmt nicht mit mir?
Während ich darüber nachgrübelte, fuhr ich in die 3. Runde ein, die eindeutig wesentlich wuseliger war, da sich jetzt die Sprint- und Standart-Distanzstarter zu uns gesellten. Was für mich nur hieß von noch mehr und noch schnelleren Radlern überholt zu werden. Allerdings war es schön mal von welchen überholt zu werden, die ich kannte : Henni, Thorsten, Erik und Danni zogen an mir vorbei und feuerten mich natürlich gebührend an.
In der letzten Runde war ich fast schon glücklich. Ich hatte nur noch einen kleinen Rest zu fahren und ich hab es pannenfrei hinter mich gebracht. Das war anscheinend nicht selbstverständlich. Ich habe einige am Straßenrand auf den Pannenwagen warten sehen. Da ich von dem Einsatz und den Anfeuerungsrufen der freiwilligen Helfer, der Feuerwehr und den Anwohnern begeistert war, habe ich mich in der letzten Runde bei jedem Einzelnen von ihnen im Vorbeifahren bedankt.
Man wird es kaum glauben, auf die letzten Meter habe ich doch noch ein paar Radfahrer überholen können… das waren wohl die schwächsten Glieder der Kette. Endlich bog ich wieder in die Straße zur Wechselzone ein. Ich konnte es kaum glauben, ich hatte es geschafft. Jetzt musste ich nur noch laufen. Ein Klax. …dachte ich zumindest. 21 km können doch ganz schön lang werden nach 90km Rad und 1,9km Schwimmen.
Ich wieselte voller Enthusiasmus los und fantasierte schon von meinem Zieleinlauf, der ja garnicht mehr so weit weg erschien. Ich gönnte mir nur ein Wasser an der Versorgungsstation, dass ich mir im Laufen reinkippte. 9 Runden musste ich nur noch durchhalten.
Beim Einlaufen in die 2. Runde kam die 2. Überraschung des Tages: Alle Teilnehmer der Sprintdistanz vom TSV-Schwarme und ihre Begleiter warteten am Streckenrand auf uns drei und bejubelten uns was das Zeug hält. Ich habe mich so unendlich gefreut und wäre am liebsten jeden Einzelnen von ihnen um den Hals gefallen. Das blieb nicht unbemerkt. Mehrmals wurde ich beim Laufen anerkennend darauf angesprochen, dass mich ja so viele anfeuern würden. Ich konnte voller Stolz antworten: ,,Das ist meine Mannschaft!“
Ich nehme als Erfahrungspunkt auf jeden Fall mit, dass ich mich besser versorgen muss während des Wettkampfs. Es kam noch hinzu, dass es erstaunlich sonnig und schwül war, trotz des angekündigten Regens. Ich merkte in der 2. Laufrunde, dass mich die Energie verlies. Aber es war noch nicht zu spät. Ab jetzt machte ich in jeder Runde bei der Versorgungsstation halt und trank sowohl Cola, als auch das Isogetränk. Das tat gut.
Jonny rief ich zu, dass ich unbedingt noch ein Gel bräuchte. Ich bekam gleich 3. Mein Energiehaushalt war gerettet. Allerdings war es mental eine Herausforderung diese blöde Strecke immer und immer wieder zu Laufen.
Im Nachhinein habe ich das gern als Psychoterror bezeichnet. Tatsächlich habe ich es geschafft Carsten zu überholen und an Stephan bin ich erstaunlich dicht rangekommen. Allerdings hab ich mich zu früh gefreut. Sie bogen ab zum Ziel und ich musste noch zwei weitere Runden bezwingen.
Auch hier begeisterte mich wieder, wie viele Privatpersonen am Rand einen angefeuert haben. Ich habe sie alle geliebt in diesem Moment. Endlich konnte ich Richtung Ziel abbiegen. Es war im Grunde ein sehr unspektakulärer Zieleinlauf. Nur ich alleine… gefilmt von Thorsten.
Carsten, Stephan und ich fielen uns in die Arme, wir hatten es geschafft.
Ich freue mich sehr, dieses Event nächstes Jahr wieder zu besuchen. Es war einfach sehr liebevoll organisiert und die Versorgung der Athleten war einmalig toll. Doch nächstes Mal starte ich dann wieder mit meinem gewohnten Partner in Crime, mit meinem Jonny und das wird das Beste daran sein.