von Björn
Cyclocross (CX) ist eine Radsportart, die um das 20. Jahrhundert als Querfeldeinsparte in Frankreich entstand. Andere Namen wie Radcross, Querfeldeinrennen oder, wie in der Schweiz genannt, Radquer, in Belgien Superprestige, beziehen sich dabei auf alle offroad-Radrennen, die mit Cyclocrossern gefahren werden. Das sind Räder, die dem klassischen Rennrad ähnlich sehen, also auch keine Federungen besitzen und profilierte Reifen haben, maximal 33 mm Breite. In der sogenannten Hobbyklasse, also ohne Lizenz, sind aber nahezu alle Räder erlaubt.
Die Rennen werden auf Rundkursen von ca. 1-3 km Länge ausgetragen. Die Strecke besteht hierbei zum größten Teil aus unbefestigten Wegen auf Wiesen, Feld- oder Waldwegen. Jedoch gibt es auch befestigte Teile (Pflaster oder Asphalt), die bei Bundesligarennen sogar Pflicht sind. Von hier aus erfolgt dann der Start. Leider ist Cyclocross noch nicht olympisch, da es keine traditionelle Wintersportart ist, obwohl sie saisonabhängig im Herbst/Winter ausgetragen wird. Aber Anfang 2026 soll es eine Entscheidung geben, ob CX 2030 erstmals mit zu den Sportarten aufgenommen wird .
Jetzt soll es aber um das Galoppcrossrennen am 11.10.25 in Bremen gehen: Dieser Wettkampf heißt Galoppcross, da das Rennen hinter dem Atlantic-Hotel auf dem ehemaligen Gelände der Pferderennbahn stattfindet. Hier wurde ein abwechslungsreicher Kurs mit unterschiedlichen Hindernissen errichtet. Diese beinhalteten Treppen, Sandbunker, Hürden von 30cm Höhe in kurzen Abständen und sehr viele dicht aufeinanderfolgende enge Kurven. Es gibt quasi im ganzen Rennen kein Taktieren. Jeder fährt von Anfang an Vollgas. Je nach Zustand der Strecke können die Rennfahrer auch während des Rennens ihr Rad tauschen, während das zweite von einem Teamkollegen oder Freund gesäubert wird. Das passiert vor allem in höheren Klassen.
Insgesamt dauert das Rennen je nach Klasse zwischen 30-60 Minuten zusätzlicher der angefangenen Runde, auf der sich ein Rennteilnehmer zum Ablauf der Zeit befindet und welche er noch zu Ende fahren muss.
Cyclocross ist alles in allem ein sehr fairer und ehrlicher Sport, da man sich kaum im Windschatten ausruhen kann. Deswegen ist die Stimmung der Fahrer nicht nur vor dem Rennen, sondern auch währenddessen sehr friedlich. Das sieht man auch daran, wie gut die Überholvorgänge laufen. Die Fahrer sagen einmal kurz an, von wo sie überholen wollen und es wird dementsprechend Platz gemacht. Genau diese Atmosphäre macht den Sport aus.
Bei mir war es wie immer, wenn ich zu einem Wettkampf antrete (Triathlon, Radrennen), bei dem Material im Spiel ist. Dann putze ich mein Fahrrad 1-2 Tage vorher so, als ob ich es verkaufen möchte. Allein aus dem Grund, weil ich so am besten bemerke, ob alles in Ordnung ist. Ich habe schon alles gesehen, von losen Klemmungen, schlecht eingestellten Schaltwerken bis zu vergessenen Getränkeflaschenhaltern, welche beim Crossen aufgrund der Verletzungsgefahr beim Schultern verboten sind. Außerdem ist mein Motto „nur ein sauberes Rad ist ein schnelles Rad“. Diesmal habe ich zudem noch die beiden Räder meiner Töchter mit geputzt, die ebenfalls am Rennen teilgenommen haben.
Der Renntag: Da Isabel , Carla und ich ohne Lizenz in der sogenannten Hobbyklasse gestartet sind, war unser Rennen, anders als sonst, erst zum Schluss gegen 16:50 Uhr. Das lag daran, dass die Bundesligarennen vormittags eine feste Startzeit hatten. Man musste jedoch nicht schon den ganzen Vormittag anwesend sein, um schon in Stimmung zu kommen, denn Radio Bremen Vier war live vor Ort mit ihrem Format „Bremen Vier kommt rum“. So hat sich die Vorfreude gesteigert. Wir sind trotzdem mit ausreichend Vorlauf angekommen. Vor Ort haben wir erstmal in Ruhe unsere Startnummern und die Transponder fürs Fußgelenk abgeholt (Transponder immer links, Kette immer rechts!). Dann konnten wir uns noch die Elite der Männer und Frauen ansehen. Eine Stunde vor dem Rennen haben wir angefangen, uns einzufahren. Da wir auf dieser Strecke auch im Verein trainieren, kannten wir jede Kurve und Grashalm und hatten Heimvorteil. Somit haben wir uns etwas abseits eingefahren.
Ca. zehn Minuten vor dem Rennstart sind wir im Startbereich eingetroffen. Dort wurden die Starter (wie es beim CX Standard ist) namentlich aufgerufen und haben sich eingereiht. Als erstes kamen die Männer Hobby U40, danach meine Klasse und danach die Hobby Frauen und die U15. Die unterschiedlichen Startfelder wurden im 30-Sekunden-Takt gestartet, wobei die Hobby Frauen Klasse und die Hobby U15 aufgrund der geringen Teilnehmerzahl gemeinsam gestartet wurden.
Meinen Start habe ich regelrecht verschlafen, und so habe ich mich vor der ersten Kurve im hinteren Teil der Startgruppe wiedergefunden. Zwar kam nach der ersten Kurve direkt eine lange Gerade, die eigentlich zum Überholen ist, jedoch war die Strecke aufgrund der trockenen Witterung und den vielen vorab gefahrenen Rennen sehr schnell, weswegen Überholen sehr schwierig wurde. Alle Fahrer fuhren hier quasi von Anfang an Vollgas und jeder hatte richtig Zug auf der Kette. Zum Glück konnte ich aber in den darauf folgenden technischen Passagen dann doch den einen oder anderen überholen.
Das erste Mal so richtig knifflig wurde es für mich, als die beiden Hürden kamen. Da hieß es bei mir ausklinken, absteigen und anheben und die Hürden zügig laufen. Danach aus dem Lauf wieder auf das Rad springen, um für den kurz darauf folgenden Sandbunker genügend Schwung mitzunehmen. Danach kam eine sehr lange schnelle Passage mit nur leichten Kurven, bei der es zum Schluss noch mal hieß, absteigen, Rad aufnehmen und eine Treppe mit 16 Stufen plus Zwischenpodest zu überwinden. Die ersten zwei Runden hat das auch ganz gut geklappt. In der dritten Runde habe ich dann aber gemerkt, dass durch die starken wiederholten Antritte bei mir langsam die Übersäuerung eingesetzt hat und meine Leistung allmählich nachgelassen hat. Da passte es auch ganz gut, dass mir nach den Hürden beim Rad Runtersetzen die Kette abgesprungen ist. Zum Glück ist sie aber zwischen dem kleinen Kettenblatt und dem Rahmen heruntergefallen, so dass ich sie mittels Umwerfer während des Rollens wieder auflegen konnte.
Die dritte Runde war gefühlt auch die anstrengendste und ich war heilfroh, als ich bei der Durchfahrt zur neuen Runde die erlösende Glocke gehört habe, die für mich die letzte Runde eingeläutet hat.
Jetzt ging es nur noch darum, ein letztes Mal alle Kräfte zu mobilisieren und alles raus zu ballern, was noch im Tank war.
Endlich im Ziel war es dann schön, in die genauso erschöpften und zufriedenen Gesichter der Mitstreiter zu blicken und sich gegenseitig abzuklatschen. Isabel und Carla waren aufgrund ihrer längeren Rundendauer, wodurch sie weniger fahren mussten, schon vor mir im Ziel. Als ich die beiden gesucht habe, habe ich mich gefragt, ob sie nach der Anstrengung überhaupt Lust hätten, nächstes Jahr wieder Crossrennen zu fahren, doch beide haben mir gesagt, dass sie in ihren Klassen auf dem Podium gelandet sind. Deswegen konnten wir zum Ende der Veranstaltung noch zwei von den selbstgemachten Pokalen der Veranstalter, die jeweils mit Ritzeln bestückt waren, mit nach Hause nehmen.
Ich bin ca. 3 Minuten nach dem Sieger rundengleich ins Ziel gekommen und 5 Minuten vor den letzten Fahrern somit im Mittelfeld gelandet.
Für meine Töchter war der gesamte Tag ein gelungener Ferienstart und ich war gedanklich schon beim Thänhuser Schloss Erbhof–Lauf der keine 18 Stunden später stattfand.
