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von Jonny

Vorgeschichte, Sonntag 06:25 Uhr: Es geht los! Nach meinem niederschmetternden Kreuzbandriss + gebrochenem Handgelenk Anfang des Jahres, erfüllt sich heute mein sehnsüchtiger Wunsch doch noch einen Wettkampf mitzumachen.

Die Zeichen stehen gut; keine Schmerzen bei Testläufen, Taschen schon gestern gepackt, sowie Fahrräder ins Auto geladen. Wir sind eher fertig als gedacht und steigen ein… Doch losfahren werden wir nicht. Der Wagen springt nicht an, Elektronik spinnt total, Menüs sind plötzlich auf Englisch und er fängt auf einmal von selbst an zu hupen (Erinnerung: wir haben es sonntagmorgens halb sieben!). „Schnell“ die Batterie vom Strom genommen und die Erkenntnis gewonnen: mit dem fahren wir heute nirgendwo hin. Telefonkette im Team in Gang gesetzt und eine Mitfahrgelegenheit beim Party-Bus von Ole erhalten… Jetzt also die Fahrräder aus dem Kofferraum – ach ja, der lässt sich nicht öffnen. Also wird ins Auto geklettert, Sattel und Laufräder demontiert um sie dank jahrelanger Tetris-Spielstunden in Kindertagen über die Hintertüren zu entladen.

Zwischenfazit: an der Straße auf den Team-Bus wartend sind Lisa und ich nervlich jetzt schon einmal durch und hatten auch die Überlegung die Teilnahme abzusagen – gut, dass wir es nicht gemacht haben!

Der Wettkampf: Wir kommen doch noch überraschend rechtzeitig an, können mit genug Vorlauf einchecken und richten uns in der Wechselzone ein, die Wettkampfbesprechung rauscht leise im Hintergrund. Einen grundsätzlichen Masterplan hatte ich mir wie folgt überlegt: beim Schwimmen und Radeln nach Möglichkeit & Gefühl ballern und beim Laufen halt vorsichtig und kontrolliert sicher ins Ziel kommen.

Da ich hier letztes Jahr im kalten Wasser unter Schnappatmung aufgrund eines unterkühlten Kopfes litt, plante ich dieses Mal mit zwei Badekappen loszuschwimmen. Doch die Temperaturen waren beim Einschwimmen heute glücklicherweise angenehmer, eine Badekappe reicht also. Auch der Start verlief dieses Mal besser: pünktlich um 10:00 ging´s los. Die ersten Kraulzüge sah ich Carsten rechts von mir, später tauchte links von mir Dani auf, aber beide gingen im Getümmel verloren. Collage 2

Die Schwimmstrecke war simpel: ca. 400 Meter gerade raus auf die große Boje zu und dann im 90° Winkel rechts Richtung Ufer. Nach ca. 300 Metern merkte ich, dass der Dreierzug für die Atmung immer knapper wurde, also nahm ich etwas Tempo raus und konzentrierte mich darauf die Boje effizient zu umschwimmen. Danach erhöhte ich wieder sachte das Tempo und hielt es bis zum Ausstieg… An Land musste ich die ersten Schritte jedoch erstmal gehen und als ich das Laufen in die Wechselzone begann, war das auch eher auf Autopilot. Vielleicht habe ich doch etwas zu engagiert losgelegt? Schön war es jedenfalls, den einen oder anderen Teamkameraden beim aufsatteln wiederzusehen. Doch jetzt Konzentration: das letzte mal Wechselzone war bei mir immerhin genau 1 Jahr her, hat aber alles geklappt.

Also auf in den Rundkurs von 4 Runden á 5 Kilometer. Die Straßenverhältnisse waren gut, eben, überwiegend trocken und nach der ersten Runde war das Teilnehmerfeld auch angenehm entzerrt. Vor Björn rauschte der üblich verdächtige Ole zwar wieder an mir vorbei, aber das war ich ja gewohnt… Ein Wiedersehen gab es mit beiden erst wieder im Ziel.

Jedenfalls traute ich mir mit jeder Runde mehr zu, trampelte immer mehr Kurven durch, bremste weniger ab, erwischte besser den Scheitelpunkt. Auch die Streckenabschnitte mit Gegen- oder Seitenwind waren mittlerweile bekannt. Beim Abstieg vom Rad machte ich es heute ganz klassisch: eine Seite ausklicken, Vollbremsung, ausgeklickten Fuß aufsetzen, andere Seite ausklicken. Irgendwie traute ich es mir noch nicht zu wie sonst einen „Flying Dismount“ zu vollziehen und setzte auch hier lieber auf Safety First. Mit einer Bestzeit war von Anfang an eh nicht zu rechnen, also lieber nichts unnötig riskieren.

In der Wechselzone angekommen wunderte ich mich über meinen einfach dahingeklatschten Neo + Brille und Badekappe – stand ich nach dem Schwimmen wohl doch etwas mehr neben mir? Egal, Schuhe wechseln und los…

Lauf 2Jetzt kam der Teil, bei dem ich erst wieder vor wenigen Wochen Startfreigabe vom Arzt erhielt und bei dem ich jetzt besonders achtsam sein wollte. Sichere feste Schritte, aber nicht trampeln. Unebenheiten vermeiden, aber keine hektischen unkontrollierten Bewegungen. Stattdessen sanftes abfedern und einen gleichmäßigen Bewegungsablauf umsetzen. So wollte ich die Sicherheit bekommen, die ich nicht nur fürs Knie, sondern auch für meinen Kopf brauchte.

Ich rief mir dabei regelmäßig Antons Laufanweisungen in den Sinn;
Hüfte vor, Schultern tief, Arme gerade nach vorn und axial bewegen, Kopf lang nach oben ziehen und vieles mehr. So kam ich in einen alt vertrauten Rhythmus und mir gelang es seit dem Schwimmen auch endlich mal meinen Puls unter 150 bpm zu bekommen. Der Lauf fühlte sich zunehmend besser an und so stieg das Vertrauen in mich selbst und in mein Knie. Nach der ersten von zwei Runden und einem Becher Wasser wusste ich: so kannst du das heute zu Ende bringen. Plätze gut gemacht habe ich beim Lauf zwar nicht (und das war echt ungewohnt), aber immerhin auch nicht verloren.

Auf dem letzten Kilometer wuchs innerlich meine Freude über den bevorstehenden Zieleinlauf und die gelungene Rückkehr. Die verletzungsbedingten, frustrierenden Wochen & Monate würde ich endlich ablegen können – nicht zum vergessen, sondern als Erfahrung. Als Erfahrung die ich definitiv kein zweites Mal brauche, aber von der ich weiß, dass es danach wieder weitergeht. Als Erfahrung sportliche Gesundheit nicht als selbstverständlich zu nehmen (auch wenn sie das vorher für mich war), sondern zukünftig dankbarer dafür zu sein…

Und so lief ich lächelnd über die Ziellinie, von Teamkameraden empfangen und mit meiner ersten Medaille des Jahres belohnt. Nachdem alle erfolgreich ins Ziel einliefen, räumten wir die Wechselzone und der Großteil blieb danach noch zum gemeinsamen Bratwurst- und Kuchenessen vor Ort.TollesTeam

Rundum also ein aufregender Tag mit viel Drama am Morgen, gelebtem Teamgeist und einem gelungenen Wettkampf – endlich mal ohne einen einzigen Regentropfen!Ergebnisse