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von Lisa und Jonny

HAN Bike202.09.2023: die Sonne scheint, es soll trocken bleiben und Neoprenanzug ist auch erlaubt… super Voraussetzungen für unseren 2. Triathlon. Waren wir vor 3 Monaten noch absolut planlos, was uns erwartet, fühlten wir uns heute viel vertrauter mit dem Ablauf und waren deutlich weniger nervös. (Anmerkung Lisa: „Also ich war sehr nervös!“)
Die olympische Distanz erwartete uns. Beim letzten Mal war es für Lisa noch die Sprint-Distanz und für Jonny die Halb-Distanz; ziemlich unterschiedliche Startbedingungen. Jedoch sind wir uns sofort bei einem einig gewesen – die Organisation war top! Wir kamen zum ersten Mal auf das Gelände und haben uns sofort zurechtgefunden. Ein schöner großer Platz mit vielen Merchandise-Zelten, die richtiges Messefeeling aufkommen ließen und zum Bummeln einluden. Ja, dieses Mal waren wir frühzeitig da und hatten auch Zeit für sowas. Aber zurück zum sportlichen:

JONNY: Meine Startwelle begann 1,5 h eher als Lisas. Der Landstart war ein neues Element und nach dem Startschuss zog sich das ins „Wasser stürmen“ durch den seichten Einstieg bestimmt auf 20-30 Meter. Ab da startete das mittlerweile fast vertraute Kraulen – so dachte ich. Denn es war ganz schön eng mit 150 Startern und ich war für mein unterdurchschnittliches Schwimmtempo viel zu weit vorne im Rudel. So wurde ich regelrecht überschwommen und das zog sich bis zur Hälfte der ersten Runde. Nach diesen ersten intensiven und hektischen Minuten, hoffte ich jetzt mein Rhythmus zu finden, aber da hielt ich es wie mit meiner grundsätzlichen Orientierung im Wasser: kaum vorhanden. Die Pflanzen im flachen Wasser waren auch nicht von Vorteil, aber zumindest war das Wasser klar. Beim kurzen Landgang des Australian Exit merkte ich, dass mein Puls viel zu hoch war und ich hoffte mit etwas Ruhe in der zweiten Runde effizienter voranzukommen. Ob das geklappt hat weiß ich nicht – aber zumindest war es nicht so stressig wie in Runde 1. Nach 35 min stieg ich aus dem Wasser, wobei ich ursprünglich mal mit einer halben Stunde gerechnet habe (Anmerkung Lisa: „Ich habe mich schon gewundert, wo er so lange bleibt. Immerhin kam schon vor 5 Minuten einer raus, der sein Großvater hätte sein können.“).
Beim Rad lief es deutlich besser; meine Durchschnittsgeschwindigkeit von 33,4 km/h ist immerhin schneller gewesen als jede Trainingseinheit. Die 5 Runden vergingen wie im Flug und so konnte ich mir für den Fotografen in jeder Runde eine neue Pose überlegen.
HAN Run2Ohne Zwischenfälle ging es danach auf die Laufstrecke – groß umziehen musste ich mich nicht, denn wie auch schon zuletzt hatte ich meine Joggingschuhe schon auf dem Rad an (trotz Klickpedale). Na, wenigstens trug ich dieses Mal schon einen Tri-Suit. Was die Ausrüstung betrifft, arbeiten wir uns also Stück für Stück vor. Vielleicht habe ich beim nächsten Mal ja sogar richtige Fahrradschuhe… oder einen Pulsmesser…
4 Runden á 2,5 km standen jetzt an und gerade diese Distanz habe ich zuvor oft auf Zeit trainiert. Da ich weiß, dass zwei von den drei Disziplinen nicht zu meinen Stärken gehören, musste ich jetzt das Feld von hinten aufrollen. Das klappte auch gut, wobei ich erschrocken war, wer auch hier noch so alles vor mir war. Gut im Flow und mit einer zügigen Pace von 4:21 pro Kilometer näherte ich mich dem Ziel. Neben dem Fotografen gab es noch eine weitere „verhaltensauffällige“ Person auf der Strecke. Ein kerniger Typ mit Bart, Glatze, Sonnenbrille, einer riesigen Kuhglocke, der seine eigenen überdimensionalen Boxen mitgebracht hat, die schon immer von Weitem zu hören waren. Die Playlist kann aufgrund der Härte nicht offiziell vom Veranstalter gewesen sein – aber genau das gefiel mir, ebenso wie seine energischen und personalisierten Anfeuerungen. Top der Mann! Den hätten wir auch beim Zieleinlauf gebraucht, denn nach ihm kam einem die Musik im Ziel nur sehr lasch vor.
Für meine erste olympische Distanz träumte ich von einer Zeit unter 2,5 h. Daher war ich umso glücklicher, als mir die Zeit von 2:29:29 mitgeteilt wurde – und das trotz des holprigen Schwimmstarts.
Da uns das ganze Event super gefiel, bin ich mir sicher, dass lässt sich fürs nächste Jahr auch noch ausbauen. Ich freue mich schon jetzt auf den kernigen Typen mit seinen Boxen an der Laufstrecke!

LISA: Wie schon erwähnt, startete meine Welle 1,5 h später als Jonny´s… Genug Zeit um mich ausreichend verrückt zu machen. Da ich außer einer kurzen Wettkampfbesprechung nichts weiter zu tun hatte, konnte ich in meinem Kopf verschiedene Szenarien durchgehen, was alles schiefgehen kann – bis hin zum Wettkampfabbruch. Also alles wie immer. Als ich mich dann zum Schwimmstart einfinden musste, war ich positiv überrascht, wie leer es war. Immerhin habe ich ja gesehen, wie voll es vorher bei Jonny gewesen ist. Meine Strategie: als eine der letzten ins Wasser gehen um in Ruhe meinen Rhythmus zu finden. Das hat nur so halb funktioniert. Einerseits konnte ich die Position gut halten, ohne von anderen überholt zu werden. Andererseits wurden meine wackeren Versuche zu kraulen immer nach ca. 15 Metern wieder eingestellt – Lag an mir. Tut mir Leid Erik. Die Kombination aus Aufregung, kaltem Wasser und Wettkampf-Feeling hat mich sehr kurzatmig gemacht. Also habe ich aufs altbewährte Brustschwimmen zurückgegriffen um wieder runter zukommen. Dazu kam es aber nicht mehr, denn schwuppdiwupp war der Schwimmteil auch schon vorbei. Trotzdem hatte ich das Gefühl sehr schnell gewesen zu sein und war happy, dass noch einige nach mir aus dem Wasser kamen. Diese Freude wurde etwas gedämpft, als mir ein Zuschauer applaudierend entgegenrief: „Super! Das holst du wieder auf!“
HAN Bike1Also Neoprenanzug aus und ab aufs Rad. Da ich mir immer nur Sorgen um den Schwimmteil gemacht habe, war ich sehr überrascht und ärgerlich, dass ich von sehr vielen, meiner Meinung nach, unsportlicher aussehenden Personen überholt wurde. Daran muss definitiv noch gearbeitet werden. Die Radstrecke verlief teilweise direkt neben der Laufstrecke und so konnten Jonny und ich uns einmal zuwinken – er schon beim Laufen und ich halt noch auf der Radstrecke. Bei meiner dritten Runde saß ich leicht neidisch auf meinem Rad, da Jonny es schon geschafft hatte und mich nun als jubelnder Fan anfeuerte. Trotzdem habe ich leicht deprimiert den Rad-Teil beendet. Waren zu Beginn noch relativ viele Radler auf der Strecke, merkte ich zum Ende hin, wie stark sich die Reihen doch lichteten und wieder nicht viele nach mir gewesen sein können. Ich wollte doch beim Radeln und Laufen aufholen. Das Gefühl verflüchtigte sich jedoch schnell wieder, als ich gemerkt habe, mit welchem Tempo ich an den anderen vorbeizog. Plötzlich erinnerte ich mich wieder daran, dass das hier ja meine Stärke ist. Dadurch beflügelt, legte ich nochmal einen Zahn zu. In der ersten Runde war ich doch recht irritiert von einem Typen mit großen Boxen, lauter Musik und einer großen Kuhglocke, der meinen Namen in Heavy-Metal-Manier brüllte und meinte, ich solle doch durchhalten. Doch mit jeder Runde habe ich ihn mehr geschätzt.
HAN Run1Jonny hat sich mittlerweile eifrig als Fotograf betätigt und lief sogar ein Stück neben mir her um mich zu fragen wie es mir geht und um mir schon einige Anekdoten aus seinem Wettkampf zu erzählen. Dabei hat er sich anscheinend mit meinen Runden verzählt. Denn trotz Ansage, dass ich jetzt meine letzte Runde laufe, saß er kurz vor dem Zieleinlauf auf einer Bank an der Laufstrecke. Mit überschlagenen Beinen und verträumten Blick auf den Maschsee wirkte er mit seinem Leben im Reinen. Die gelassene Freude in seinem Gesicht verflog schlagartig, als ihm bewusst wurde, dass ich in Begriff war, den Zieleinlauf zu starten und er ihn verpassen würde, wenn er jetzt nicht wieder einen Sprint hinlegt. Das war das Letzte, was ich von ihm sah. Ein Foto hat er aber dann doch noch geschafft.
(Anmerkung Jonny: „Die Medaille knallte mir mit jedem Schritt gegen die Brust. Diesen Sprint ins Ziel habe ich doch heute schon geleistet. Nur, dass ich da den offiziellen Weg nehmen konnte mit Startnummer und ohne Handy, Portmonee, Cap und Medaille. Hoffentlich habe ich nichts auf der Bank liegen lassen… aber ich wollte unbedingt ein Zieleinlauffoto von Lisa machen. Und tatsächlich; keuchend und im Außenbereich des Restaurants zügig gehend kam ich gerade rechtzeitig an, um ein finales Foto zu schießen.“)
Im Gegensatz zum letzten Zieleinlauf vor drei Monaten konnte ich keinen Endspurt hinlegen – vor Freude beim Laufen alle zu überholen, habe ich mich einfach zu sehr verausgabt.
 
Unser Fazit:
Es ist noch gewaltig Platz nach oben und nächstes Jahr sieht uns der Maschsee wieder.