von Jörg
Heute ist die Rennrad-Tour zum Nationalpark Del Teide geplant – 2200 Meter hoch aufs Hochplateau. Die erste Herausforderung kommt gleich am Anfang – die Rampe der Autobahnüberführung. Die ersten 10 km sind nicht ganz so schön zu fahren, da die Landstraße ziemlich holperig und viel befahren ist.
Ab Granadilla wird es besser. Frische Teerschicht lässt mich gut den Berg hoch rollen und jetzt kommen auch kaum noch Autos. In den Serpentinen habe ich immer wieder einen schönen Blick hinunter aufs Meer. Leider hat es den Anschein, dass ich gar nicht wirklich weiter weg komme.
In Vilaflor mache ich kurz Rast am Supermarkt und tanke Wasser und Cola, dazu gibt es noch den nächsten Riegel. Immerhin bin ich schon 24 km bergauf gefahren. Das ist etwa die Hälfte des Tagesziels. Ab Vilaflor verändert sich die Landschaft. Ich fahre durch Pinienwälder und steiler wird es auch noch. Bei Kilometer 30 denke ich, dass es jetzt auch ruhig mal für einen Moment eben werden könnte. Inzwischen ist es deutlich kühler geworden und die Weste ist von der Rückentasche an den Laib gewandert. Noch weiter oben, fahre ich in die Wolken hinein, jetzt wird es trotz bergauf fahren richtig frisch. Beim nächsten Halt gibt es die Regenjacke und den nächsten Kraftriegel. Die Hände sind eiskalt! Doch auf einmal kommt das Schild „Del Teide" – ich habe es geschafft und bin im Nationalpark angekommen. Nach ein paar hundert Metern erreiche ich den höchsten Punkt „El Retamar" mit 2100 Metern. Da mein Hotel auf Strandhöhe liegt, bin ich diese 2100 Höhenmeter an einem Stück gestrampelt (39 km, 3:20 h)!
Auf Empfehlung des Fahrradverleihers fahre ich noch weiter. Es geht ca. 100 Höhenmeter runter und dann in das Hochtal hinein. Etwas enttäuscht fahre ich weiter, meine Sicht beträgt etwa 50 Meter. Doch plötzlich, wie von Geisterhand wird der Wolkenvorhang beiseitegeschoben und ich erlebe ein Naturspektakel ganz besonderer Art. Rechts neben mir geht es 500 Meter steil hoch, links das Plateau mit Vulkangeröll, im Hintergrund der 3718 Meter hohe Pico del Teide. Die verschiedenen Felsformationen leuchten von der Sonne angestrahlt in allen möglichen Farben.
Die 10 km bis zum Ausflugslokal genieße ich in vollen Zügen, da merke ich noch nicht einmal, dass ich dabei wieder 100 Meter an Höhe gewinne. Jetzt hat sich die Strapaze des Aufstiegs gelohnt.
Bei heißem Kakao und Apfelkuchen kann ich sogar noch beobachten, wie die letzten Wolkenzipfel um den Gipfel des del Teide verschwinden und der Berg sich mir in seiner vollen Pracht präsentiert. Einfach nur herrlich.
Die Abfahrt geht anfangs leider wieder durch die Wolkendecke hindurch. Die 15 Kilometer bis Vilaflor sind kalt und nass. Im Ort muss ich erst einmal anhalten und mich aufwärmen. Auf der weitern Abfahrt hänge ich mich an ein paar Autos ran, da kann man's ganz gut laufen lassen, denn an den Bremslichtern erkennt man, ob es eine scharfe Kurve ist, oder Gegenverkehr droht. Nur einmal passiert etwas Unvorhergesehenes. In einer Kurve halten die einfach an. Mein Hinterrad blockiert und das Rad stellt sich quer. Der Kofferraum kommt immer näher. Bremse lösen und auf die Gegenfahrbahn und wieder bremsen - ups, da geht es den Abhang runter, aber alles ist gut - ich stehe. Und warum die ganze Aufregung? Zwei Hunde gehen spazieren, einer auf der rechten, einer auf der linken Straßenseite.
Die weitere Abfahrt verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Pünktlich 16 Uhr kann ich das Rad wieder abgeben und habe 96 Kilometer in 5:20 h abgestrampelt. Ein ganz und gar herrlicher Tag!