von BjörnDie Tour d ́Energie ein Sportevent, bei dem jedes Jahr über viereinhalbtausend begeisterte Sportler zusammenfinden und sich auf zwei Strecken a 45 und 100 km/h messen können. Das Rennen startet und endet in Göttingen mit einer malerischen Strecke durchs Weserbergland und einer besonders erwarteten Bergwertung am Hohen Hagen mit einer Länge von 2 Kilometern.
Auch bei der diesjährigen Tour d ́Energie wurde man direkt von einer richtig tollen Stimmung begrüßt und man hat deutlich gemerkt, dass alle anwesenden Fahrer sich auf dieses Rennen gefreut haben und dem Saisonauftakt entgegenfieberten.
Die ganze Region liebt und lebt dieses Rennen, was sich sehr deutlich in den Menschen
widerspiegelt, die am Streckenrand stehen. Hier wird die Stimmung von Jahr zu Jahr besser, und besonders bei der eben genannten Bergwertung kommt teilweise Tour de France Feeling auf.
Das Wetter an diesem Tag hätte nicht besser sein können. Ein wolkenloser Himmel mit
etwas Wind und Sonne bei 18 Grad. Perfektes Radfahrwetter. Und ebenfalls gut, um das
Weserbergland- Panorama zu genießen, welches ein Bild von blühenden Rapsfeldern
aufbot. Jetzt konnte man den Ausblick um Hann.-Münden noch genießen, doch später würde hier die Radstrecke entlang führen, die zwar auch ein Stück hat, das an der Weser lang führt, jedoch habe ich so das Gefühl, dass besonders die Berge irgendwie von Jahr zu Jahr höher werden...
Das Rennen selbst hat gut durchorganisiert angefangen mit dem Parken, weiter zur
Startnummernausgabe, der Kleiderbeutelannahme, bis zur Startaufstellung und der
Zieldurchfahrt. Alles verlief reibungslos und es gab keine Probleme.
Doch jetzt wird es Zeit für das richtige Rennen.
Gestartet bin ich aus dem hinteren Drittel des Startblockes B, und da habe ich es die ersten fünf Kilometer nach dem Startschuss erst mal ruhig angehen lassen und darauf gewartet,
dass sich das Feld etwas auseinanderzieht. Auch wenn hier fast alle fair fahren, ist doch das Risiko, auf den ersten Kilometern in einen Sturz verwickelt zu werden, sehr groß, einfach aufgrund der vielen Fahrer, die hier in einem Pulk fahren. Doch zum Glück ist mir und auch den anderen Teilnehmern, mit denen ich gefahren bin, während der Fahrt nichts passiert (diesmal auch keine platten Reifen).
Sobald sich das Feld also verteilt hatte, nahm für mich das Rennen dann doch recht schnell Fahrt auf und schon nach 12 Kilometern kam der erste nennenswerte Anstieg. Das konnte man auch u.a. daran erkennen, dass sich vor dem Berg eine recht große Gruppe Radfahrer gesammelt hatte. Dort bin ich dann auf die ersten Fahrer aus Startblock A aufgeschlossen.
Jedoch musste ich den Berg ja auch erst mal hochfahren. Da galt für mich: konzentriert, kontrolliert, diszipliniert. Ja nicht schon am Anfang gleich die Beine übersäuern. Oben angekommen, ging es quasi auch schon direkt in die Abfahrt. Da habe ich mir nur gedacht: „Scheiße, das ist verflucht schnell. Jetzt wünsche ich mir am liebsten doch noch eine weitere Speiche mehr am Laufrad“. Das war aber auch kein Wunder. Das letzte Mal, dass ich über 60
km/h auf dem Tacho hatte, war auch hier bei der Tour d ́Energie und somit schon ein Jahr her.
Nach der Abfahrt hatte ich dann eine sauschnelle Gruppe von acht Radfahrern gefunden, die alle ordentlich Tempo gemacht haben. Als ich mich dieser Gruppe angeschlossen hatte, hat das Rennen gleich noch mal richtig Fahrt aufgenommen. Es war regelrecht ein reines Tempo-Gebolze.
Wir sind schön in Einerreihe gefahren und haben uns regelmäßig mit der Führungsarbeit abgewechselt. Dabei war ich einer der schwächeren Fahrer, so dass sich die anderen, wenn ich vorne fuhr, gleich doppelt ausruhen konnten. Einmal, weil alle schön im Windschatten fahren durften, aber auch wegen dem „niedrigen“ Tempo von „nur“ 45 km/h.
Während die Tour durchs Flache weiterging, wurde unsere Gruppe auch immer etwas größer durch neue Radfahrer, die wir unterwegs einsammelten. So konnte ich mich gut für die nächsten Anstieg regenerieren, und als wir dann endlich den nächsten Berg erreicht hatten, gehörte ich in meiner Gruppe schon zu den schnelleren Fahrern.
Andere Teilnehmer neben mir, die in der Ebene noch ganz gewaltige Wattwerte aufs Pedal gedrückt hatten, hatten plötzlich richtig Schwierigkeiten mit der Gruppe den Berg hochzufahren. So hat sich die Gruppe wieder ein Stück auseinander gezogen und wir haben uns Kehre für Kehre in den Berg hochgeschraubt. Während des Anstiegs konnte ich auch immer mal wieder zu einzelnen Radfahrern aufschließen.
Doch auch dieser Anstieg ging irgendwann zu Ende, und als die Abfahrt kam, habe ich dort viele „alte Bekannte“ wieder getroffen bzw. wurde mit erheblichem Geschwindigkeitsüberschuss überholt.
Bevor es nach Ende dieser Passage aber direkt mit Anstiegen weitergehen konnte, kam erst einmal der, von vielen bestimmt auch schon lang erwartete, flache Streckenabschnitt in der Ebene, ein paar Kilometer direkt an der Weser entlang. Hier habe ich mich einer schönen, einheitlichen Gruppe angeschlossen und konnte meine Kräfte für die nächsten Anstiege regenerieren. Die Weiterfahrt verlief soweit auch ohne Zwischenfälle, bis zum Punkt, an dem der Bergsprint am Hohen Hagen nur noch 10 km entfernt war.
Die Bergwertung am Hohen Hagen: Der letzte Anstieg und für viele der eigentliche Höhepunkt des Rennens. Alle Rennradfahrer sprinten hier den zwei Kilometer langen Anstieg hoch, darauf aus, die eigene oder die Bestzeit von Freunden oder Teamkollegen zu schlagen. Nach dem Anstieg geht es bis zur Zielgeraden quasi nur noch bergab, solange, bis man verdient durchs Ziel rollt.
Doch ich befand mich da ja immer noch 10 km vor der Bergwertung entfernt. Als ich gemerkt hatte, dass es nicht mehr weit hin ist, habe ich schon damit angefangen, etwas Tempo rauszunehmen um meine verbliebenen Kräfte zu sammeln. Als dann der Startbogen in Sicht kam, konnte man auch die Fans sehen und hören. Ihre Stimmung war genauso groß, wie der Berg hoch war.
Der letzte Anstieg war natürlich auch mit am schwierigsten, und ich bin noch mal ordentlich ins Schwitzen gekommen. Umso schöner war es natürlich oben angekommen zu sein und zu wissen: „Jetzt geht es die letzten 20 Kilometer quasi nur noch bergab“.
Das bedeutet aber natürlich auch, dass die insgesamt 1000 Höhenmeter in nur 80 statt 100 Kilometern überwunden wurden. Egal, was geschafft ist es geschafft. In der Abfahrt hatte sich dann auch wieder recht schnell eine Gruppe gebildet. Zuerst bestehend aus ca. 20 Fahrern sind dann doch immer wieder andere Fahrer zu uns aufgeschlossen, von denen ich gar nicht wissen möchte, wie schnell sie in der Abfahrt waren. Doch trotzdessen konnte sich bis zum Ziel keiner mehr von der Gruppe absetzen.
Der letze Kilometer war meiner Meinung nach sowieso einer der Schönsten. Die Fans vor dem Ziel erwarteten einen mit einer grandiosen Stimmung, und nach der Zieldurchfahrt hat man sich zufrieden und glücklich abgeklatscht.
Hinter der Ziellinie wurde man von Einbecker erwartet, die den Sportlern ihr gesamtes Sortiment aufgeboten haben, wovon ich mir ein wohlverdientes Finisher-Bier gegönnt habe. Doch damit noch nicht genug Verpflegung. Das Orgateam hat allen Teilnehmern noch nach dem Rennen in den Zelten unbegrenzte Portionen Pasta angeboten, und dieses Angebot habe ich natürlich auch wahrgenommen und sechs Teller gegessen.
Dabei habe ich mich noch ca. eine Stunde mit anderen Fahrern unterhalten, bevor es auch für mich endgültig zurück nach Hause ging.
Mein Fazit:
Es ist eigentlich schade, dass das schönste Jedermannrennen, welches ohne Zweifel ein Saisonhöhepunkt ist, direkt am Anfang des Jahres stattfindet und somit schon so schnell vorbei ist. Wer sich jetzt immer noch nicht richtig vorstellen kann, wie das Rennen verlief, sollte sich am besten das ein oder andere Video auf YouTube ansehen, es lohnt sich wirklich.
PS. Die Anmeldung für die Tour d ́Energie 2026 startet im Januar nächsten Jahres.