von Thorsten
Ich bin eigentlich viel im Harz unterwegs und habe dort auch schon einige Wettkämpfe mitgemacht. Den Harz-Gebirgslauf hatte ich bisher nicht auf dem Radar. Was verwunderlich ist, denn es ist eine Traditionsveranstaltung. Auf den verschiedenen Strecken über 2 km, 5 km, 11km, 22,5 km und 42,5 km waren mehr als 3.700 Teilnehmer unterwegs.
Start/Ziel ist jeweils in Wernigerode. Bei der Marathonstrecke geht es 21 km durch das wunderschöne Ilsetal und dann den steilen Hirtenstieg hinauf auf den Brocken und danach 21 km stetig bergab nach Wernigerode. 1.200 Höhenmeter sind dabei zusätzlich zu überwinden.
Vom TSV Schwarme waren Christian und ich dabei. Christian startete um 10.30 Uhr mit über 700 weiteren Läufer auf der Halb-Marathon Distanz. Das Höhenprofil war ähnlich anspruchsvoll wie beim Marathon. Christian war sehr zufrieden mit seinem Lauf. Besonders auf den Downhillpassagen hatte er noch ordentlich Kraft, um viele Läufer einzusammeln. Nach 2:15 Stunden war er im Ziel. Damit hat Christian in seiner AK M45 den 26. Platz erkämpft.
Ich bin schon 1,5 Stunden früher zu meinem Brockenmarathon gestartet. Vermeintlich bekanntes Terrain (die Strecke kannte ich tatsächlich gut von meinen Trainingsläufen) und auch in Hinblick auf das Höhenprofil sollte ich doch schon einige Erfahrung haben. Dennoch war es dann doch wieder ein Lauf mit vielen neuen Erkenntnissen.
Ich wollte ruhig starten, habe auf meine Pulswerte geachtet – doch musste diese Taktik schnell verwerfen. Laufend die Rampen hoch (und nicht wie in
den Bergen im Speedhiking mit Stöcken), schossen meine Pulswerte schnell aufs Maximum. Runter gingen sie nur, wenn ich sparzieren ging – und das war keine Option. Also mal schauen, wie weit das so geht. Nach wenigen Kilometern war ich fast allein auf der Strecke und dass sollte lange so bleiben.
Für die Spitzengruppe (die unfassbare Zeiten lief. Der Erste war nach 2:47 Stunden im Ziel) war ich zu langsam, für das Hauptfeld zu schnell. Die Verfolger „spürte“ ich im Nacken, dadurch war ich sehr auf meinen Lauf fokussiert. Die Anstrengung war groß, zu meiner Überraschung konnte jedoch niemand zu mir aufschließen. In 1:46 Stunde hatte ich nach 1.100 Höhenmeter und 20 km den Brockengipfel erreicht.
Jetzt 22 km bergab. Tatsächlich kann man sagen, dass jetzt das Rennen nochmal von vorne begann. Die Pulswerte spielten nun keine Rolle mehr, die waren merklich niedriger, dennoch war diese Passage für den Körper deutlich fordernder als die erste Hälfte! Das war für mich nicht neu, trotzdem ist diese Erkenntnis dann doch wieder überraschend.
Vollgas – immer am Limit. Ziemlich allein bis Kilometer 30 und da wäre dann Schluss mit Vollgas gewesen. Nichts ging mehr. Aber jetzt stießen die
vielen Halbmarathonläufer auf die Strecke. Der Trail war voll. Und so wird einem wieder bewusst, welchen riesigen Einfluss der Kopf im Ausdauersport hat. Eben noch am Ende, machte es jetzt Freude in Schlangenlinien durch das Feld der Halbmarathonis zu laufen und anerkennend angefeuert zu werden. Bis Kilometer 39 km voll am Limit und leicht darüber. Denn dann bin ich „schön“ gestürzt – ich glaube tatsächlich, dass eine gewisse Kraftlosigkeit in den Oberschenkel eine Rolle spielte.
Dennoch, meine Sportuhr hat keine Pause aufgezeichnet, so schnell war ich wieder auf den Beinen. Einmal Schotterflechte vom Oberschenkel bis zur Schulter und ein ausgekugelter Finger. Zum Glück hatte ich ein Halstuch dabei. Im Laufen konnte ich
damit den Finger fixieren und so problemlos die letzten drei Kilometer ins Ziel schaffen.
Nach 3:32 Stunden hatte ich diesen Cross-Marathon mit 1.200 Höhenmetern gerockt. Platz 27 gesamt (von 864 Startern) und Platz 1 in meiner AK.
Einen großen Dank an Christian. Der so lange gewartet hat, bis mein Finger von den Sanitätern notdürftig versorgt wurde. Ins Krankenhaus bin ich dann selbst gefahren. Regeneration in der Notaufnahme. Kleine Schiene, sonst alles ok. Das kann bei einem solchen Lauf passieren und ist nicht wirklich schlimm. Meine Freude über das gute Ergebnis wurde dadurch nicht getrübt.
Eine Taktik ist gut aufgegangen. Ich hatte in meinem Laufgürtel eine 0,5 Liter Flasche mit Sportgetränk. Nur bei einer Verpflegungsstation habe ich kurz gehalten um die Flasche aufzufüllen. Alle weiteren VPs habe ich ausgelassen.