(von Martin Ott)
Getreu dem Motto "Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft" hatte ich mich seit geraumer Zeit nur im Taucheranzug oder auf einer Luftmatratze liegend ins Wasser begeben. Kopfschüttelnd sah ich dabei zu, wie sich Menschen freiwillig in viel zu enge Neoprenanzüge pellten und für mich unvorstellbar lange Strecken schwammen, bevor sie klatschnass auf ihr Fahrrad stiegen.
Was für eine Unsitte, sie trugen dabei nicht einmal weiße Socken und ärmellose Trikots waren auch noch erlaubt. So etwas lehnte ich als leidenschaftlicher Radsportler schon aus ästhetischen Gründen ab.
Nun hatte und habe ich es aber fast täglich mit Triathleten zu tun, trainiere ein paar Raketen und musste mir immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, ich könnte Alles üüüüüberhaupt und ganz und gar nicht nachvollziehen, ich wäre ja selbst kein Triathlet, sondern nur Radfahrer und höchstens mal Duathlet. In einem Anfall völliger Selbstüberschätzung posaunte ich dann irgendwann mal in die Runde einen Triathlon machen zu wollen, um zu zeigen, dass man sich mal nicht so haben soll und das quasi jeder könne.
Schon kurze Zeit später wurde mir klar, dass ich als Quasi-Nichtschwimmer ein massives Problem hatte. Also begann ich im Herbst regelmäßig Schwimmen zu trainieren, oder besser gesagt, es erst einmal vernünftig zu lernen. Dann plagte mich noch eine Sorge, denn ich würde schon saudumm dastehen, wenn ich Letzter werden würde in einem Wettkampf, weil mein Rückstand aus dem Schwimmen nicht mehr aufzuholen sein würde. Also fix gerechnet und den Entschluss gefasst, dass es eine Mitteldistanz werden würde, denn hier ist die Schwimmstrecke im Verhältnis kurz, auf dem Rad und beim Laufen kann man viel wieder aufholen. Diese Idee stieß auf wenig Verständnis, zumal ich betonte, nur einen einzigen, nämlich diesen, Wettkampf absolvieren zu wollen. Es kam dann nach langer Vorbereitungszeit alles ein bisschen anders, denn eine Woche vor dem großen Event sprang ich kurzentschlossen für eine Olympische Distanz ein, ein dunkles Kapitel meiner sportlichen Laufbahn, über das wir besser den Mantel des Schweigens legen.
Sonntag den 24. Juni war es dann soweit, alle Vorbereitungen waren getroffen, der Neo angepellt, die Schwimmbrille in der Hand machte ich mich kurz vor 9Uhr auf den Weg von der Wettkampfbesprechung in Richtung Schwimmstart.
Plötzlich ein bekanntes Rufen und Winken, blaue Trainingsjacken und bekannte Gesichter. Gleich fünf Schwarmer hatte sich auf den Weg gemacht, um mich bei meinem großen Tag zu unterstützen, ein tolles Gefühl und zusätzliche Motivation.
Das Schwimmen in Bad Bodenteich ist etwas für Naturliebhaber, auf der 2km langen Strecke macht man Bekanntschaft mit allerlei einheimischer Flora. Trotz der vielen zu schwimmenden Kurven, Brückendurchquerungen und teilweise widerlich riechendem Wasser, gelang mir eine zufriedenstellende Zeit von 44 min.
Der Wechsel aufs Rad klappte problemlos, ich ließ mir bewusst Zeit, um unnötige Fehler zu vermeiden. Auf der sehr schönen 30km-Radstrecke konnte man es richtig krachen lassen. Ich überholte viele der schnelleren Schwimmer und fand einen guten Rhythmus, musste mich aber selbst immer wieder einbremsen. Auf der letzten Radrunde begann es leicht zu regnen, was aber nicht weiter störte, da ich bewusst etwas Tempo rausnahm, um mit halbwegs lockeren Beinen auf die Laufstrecke zu gehen. Mein Ziel, einen Schnitt von 36km/h zu fahren, schaffte ich fast aufs Zehntel genau, obwohl ich weder Tacho noch Uhr bei mir hatte. Inklusive der beiden Wechsel benötigte ich für die Radstrecke 2:34h.
Mit einem guten Gefühl ging ich auf die Laufstrecke, ganz kontrolliert, denn es sollten ja noch 21km absolviert werden. Schon in der ersten Runde bekam ich Krämpfe in den Oberschenkeln und befürchtete, das Ziel nie zu erreichen. In der zweiten Runde hielt ich an der Verpflegungsstelle an, trank zwei Becher Iso, verputzte zwei TUC-Kekse und machte mich langsam wieder auf den Weg. Die Krämpfe gingen vorüber und mit jeder Runde konnte ich flüssiger laufen. Leider war die anvisierte Zeit natürlich nicht mehr zu erreichen. Trotz der Probleme und Dank der zugerufenen Rundenzeiten schaffte ich noch eine Halbmarathonzeit von knapp unter 1:53h und eine Gesamtzeit von 5:10h.
Mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, denn die Vorbereitung verlief nicht annähernd optimal und nicht immer geplant.
Ich möchte mich bei Erik und Niclaas bedanken! Sie haben einen Quasi-Nichtschwimmer innerhalb von einem halben Jahr fit gemacht für ein 2km-Freiwasserschwimmen. Vielen Dank auch an alle, die mich mit Ratschlägen, Material, etc. unterstützt haben!
Vielen lieben Dank an meinen "Fanclub" vor Ort
und die Glückwünsche vor und nach dem Wettkampf!