von Martin
Juni 2023, beim Heavy24 24h-MTB-Rennen in Chemnitz bin ich zusammen mit drei anderen FahrerInnen für das Rennen in der Kategorie 4er-Mixed gemeldet. Kurzfristig springen alle ab, wir sagen das Rennen ab. Der Veranstalter zeigt sich kulant, Startplätze auf 2024 geschoben, let´s go! Leider haben zwei der vier FahrerInnen kein Interesse mehr, was aber schnell mit Ersatz kompensiert werden kann.
Mai 2024, eine der Fahrerinnen muss krankheitsbedingt absagen. Kein Ding, wir fahren dann halt zu dritt.
Drei Tage vor dem Rennen die nächste Absage und kurz darauf die weiße Fahne, auch der letzte verbliebene Mitstreiter ist raus, will sich das Rennen im Zweierteam nicht antun.
Da stand ich also plötzlich allein da, alle Vorbereitungen waren fast abgeschlossen. Ein neues, Bike, neue Reifen, Lebensmittel gekauft, Material geliehen und alles sorgfältig gepackt.
2019 startete ich schon einmal in Chemnitz, Zweierteam, Abbruch nach 18h, der Teampartner mit Magenproblemen komplett am Ende. Unfinished business, viel Aufwand, Frust, Ärger, ein Entschluss, ich fahre solo, ohne Ambitionen, mache meinen Frieden mit dem Rennen.
Vor Ort am Rabensteiner Stausee bin ich nicht allein, ein Zweier-Mixed-Team hat einen großen Pavillon, in den ich mit "einziehen" darf. Auch dieses Team hat keinen Betreuer, wir richten also alles für Selbstversorgung ein.
"Was man im Training nicht vorbereitet hat, das kann man im Wettkampf auch nicht abrufen." Diesen Satz haben einige AthletInnen schon von mir zu hören bekommen. Ich weiß, dass ich nicht fit genug bin, um etwas in der Gesamtwertung zu reißen, ich kann es also entspannt angehen.
Das Rennen startet Samstag 12 Uhr, ich fahre drei Runden am Stück, mache Pause, verpflege mich, fahre noch einmal drei Runden. In der dritten Runde meldet sich der Rücken, die vielen Wurzeln und die "Vorbelastung" durch langes Sitzen am Schreibtisch machen sich bemerkbar.
Ich wechsle auf zwei Runden pro Turn. Die Zeit vergeht schnell, die Beine sind gut, der Magen spielt mit. Pro Runde sind knapp 10 km mit über 100 hm zu absolvieren. Es gibt drei Passagen mit fiesen Wurzeln, zwei Anstiege, einen richtig g**len Downhill und eine schnelle Abfahrt pro Runde.
Nach vierzehn Runden, es wird bereits dunkel, werden die Verspannungen im Rücken heftiger, eine längere Pause muss her. Ganz halte ich mich nicht an den Plan, fahre gegen 23 Uhr noch die fünfzehnte Runde und beschließe mich auszuruhen und zu schlafen.
Immerhin zweieinhalb Stunden konnte ich schlafen, dann fuhr ich einzelne Runden mit ausreichend Pause, um den Rücken nicht zu sehr zu belasten.
Nach 21 Runden hatte ich fast glatte 200 km auf dem Tacho, knapp über 2800 hm. Für mich reichte das dann, ich hatte meinen Frieden mit dem Rennen gemacht.
Der Sieger der Solofahrer hat unglaubliche 55 Runden geschafft, ist das Rennen fast komplett durchgefahren mit Rundenzeiten, die man sonst bei Zweier- oder Viererteams sieht!