von Thorsten
„Ab km 30 nochmals Gas geben“ war die Vorgabe des Trainers. Die Ansage war insofern gut, weil ab km 30 mein Körper eine ganz andere Idee hatte, nämlich eher eine Pause einzulegen. Doch die klare Ansage von Martin stand im Raum und so versuchte ich mich nochmals voll auf den Wettkampf und die letzten Kilometer zu fokussieren. Die letzten Kilometer … es waren immerhin noch 20!
50 km. Asphalt. 6 Runden á 8,33 km um den Werdersee. Perfektes Laufwetter. Am Vorabend hatte ich mir eine exakte Verpflegungsstrategie ausgetüftelt: Um 74 kg über eine flache Strecke von 50 km fortzubewegen ist eine Energie von 15.500 Kilojoule (= 3.700 kcal.) notwendig. In einem Gramm Kohlenhydrate stecken 16,74 kJ. Folglich müsste ich 925 g Kohlenhydrate essen. Soweit reine Physik. Doch jetzt kommt die Biologie. Der Darm kann aber lediglich 80 g KH pro Stunde absorbieren. Da ich die Strecke aber in unter 11,5 Stunde bewältigen wollte, kann ich nur 30 % meines Energiebedarfs über die KH-Zufuhr decken. 70 % der Energie muss der Körper selber über den Fettstoffwechsel bereitstellen. Die 1.110 kcal (30 % von 3.700 kcal) die ich während des Laufs maximal über die Nahrung aufnehmen kann, habe ich mir wie folgt zusammengestellt:
Erste, vierte und fünfte Runde je ein Energiegel á 42 g = in Summe 309 kcal;
dritte Runde ein PowerSmoothie = 162 kcal;
jede Runde eine Trinkflasche mit 33 g (=1,5 Löffel) IsoAktive Sportgetränk = 600 kcal.
Rechnerisch perfekt austariert. Esse und trinke ich zu wenig, fehlt die Energie, Esse und trinke ich zu viel, rebelliert der Magen.
Um 8:45 Uhr war der Start am Stadtwerder/Kuhhirten. Mit mir waren 35 Männer und 20 Frauen für die 50 km Strecke am Start. Die Podest-Platzierungen waren schon nach ein paar hundert Meter festgelegt. Der Erste lief in einem Wahnsinnstempo vorweg – und das hat er bis zum Ziel durchgehalten. Danach ein Sportler, der extra aus Leipzig angereist war und dann kam schon ich – mit Abstand zum Zweiten.
Ein einsames Rennen war es dennoch nicht, denn nachdem wir gestartet waren, wurde viele andere Läufer über diverse Streckenlängen (Marathon; 33 km; 25 km; 10 km; 5 km; 1 km) an und um den Werdersee auf den Parcours geschickt.
Meine Gels und Trinkflaschen habe ich in einem kleinen Korb an der Laufstrecke deponiert. Bis auf ein paar Schlucke Wasser zur Abkühlung habe ich mich ausschließlich selbst versorgt. Dadurch brauchte ich keine Pausen an den Verpflegungsstationen zu machen. Eigene Flasche greifen und weiterlaufen!
Kilometer 30! Jetzt Vollgas??? Ich versuchte einen Gang hochzuschalten. Meine Herzfrequenz stieg, insofern kann ich wenigstens belegen, dass ich gekämpft habe, meine Geschwindigkeit blieb aber eher konstant. Doch wie lange? Immerhin 45 km bin ich eine nahezu identische Pace gelaufen. Die letzten 5 km waren dann doch etwas langsamer. Den dritten Platz konnte ich problemlos verteildigen. Für die 50 km war ich 3:42:37 Stunden unterwegs. Das bedeutet eine Pace von 4:25 min./km. Und damit bin ich sehr zufrieden.