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von Kerstin0 Streckenplan

Nachdem wir bereits im letzten Jahr bei dieser sehr schönen Veranstaltung unserer dänischen Nachbarn dabei gewesen sind, war bei meiner Saisonplanung die Idee entstanden in 2025 über die „ganze“ Strecke von Flensburg bis Viborg – also 300km – anzutreten. Ein bisschen größenwahnsinnig erschien mir die Geschichte zwar selbst, aber wie heißt eine der unter Ausdauersportlern berühmten Phrasen: „Grenzen gibt es nur im Kopf“!? Also, kurz mit dem Coach abgeklärt, ob er auch dabei sein würde (leider nicht) und „schwupps“ waren wir angemeldet.

Dadurch, dass Martin nicht mit am Start war, fiel dementsprechend auch unser letztjähriger „Shuttle-Service“ aus, sodass wir die Logistik anderweitig organisiert hatten: am Freitag fuhren wir mit zwei Autos zunächst bis Flensburg, um die Räder dort in der Ferienwohnung zu deponieren, dann weiter mit beiden Autos bis nach Viborg (auf direktem Weg sind das auch „nur“ 204km), um dort ein Auto (samt Fahrradträger) auf dem Parkplatz im Zielbereich abzustellen. Anschließend haben wir noch einen kurzen Bummel durch Viborg unternommen um Frellsen-Schaumküsse einzukaufen und ein leckeres Soft-Eis zu essen. Dann ging es wieder zurück nach Flensburg – mittlerweile war es fast 18:00 und wir machten dann noch einen kleinen Spaziergang zur Startunterlagen-Ausgabe. Anschließend gab’s noch Lasagne und bald danach ging es ins Bett.

Am Samstagmorgen schien die Sonne und der Wind blies nicht zu stark und aus Süd-West – damit war unsere schlimmste Befürchtung (Nordwind) nicht eingetreten. Es blieb abzuwarten, wie die Regenfronten entlang der Strecke uns treffen oder verschonen würden.

1 StartUm 06:30 Uhr verließen wir die Ferienwohnung in Richtung Schifffahrtsmuseum direkt an der Förde. Ab 07:00 wurden dann die insgesamt 462 Teilnehmenden über die 300km-Strecke in jeweils kleineren Gruppen im 2-Minuten-Takt auf die Strecke geschickt. Für uns ging es um 07:22 los und wir konnten zunächst mit unserer Gruppe mitrollen – allerdings zerfiel die schon vor der Grenze aufgrund eines Defekts, so dass wir relativ bald als Zweier-Team unterwegs waren. Im Verlauf des Tages gab es immer mal wieder einige Abschnitte, auf denen wir mit ein paar anderen unterwegs waren, aber ansonsten hat Jens die Führungsarbeit und das Spenden von Windschatten alleine verrichtet… das war schon Luxus! Danke dafür!

Die ersten 140km der Strecke waren Neuland für mich: es gab eine Berg- und eine Sprintwertung und zwei Verpflegungsposten, bevor wir bei km 140 an meinem Startort vom letzten Jahr, in Vejen, eintrafen: dort gab es zum ersten Mal auch warme Verpflegung und wir nutzten die Gelegenheit für eine etwas längere Unterbrechung um die Reserven mit etwas anderem als Gels, Riegeln und Elektrolyt-Getränken aufzufüllen. Als wir in Vejen wieder losfuhren setzte leichter Sprühregen ein, der allerdings aufgrund der angenehmen Temperaturen von (teilweise deutlich) über 20° bis hierher fast angenehm war.

2 VP1 SonnenscheinJetzt musste ich also „nur noch“ die Strecke vom letzten Jahr bewältigen – und auf Straßen und Wegen, die ich schon kannte, größtenteils abseits (fast) jeglicher Zivilisation, aber auch immer wieder durch kleine Orte mit schönen Häusern und durch die rollende Landschaft für die ich sogar immer wieder einen Blick übrighatte.

Die Taktik für die Streckeneinteilung in meinem Kopf war „bis Vejen“ gewesen (kurz danach war ja schon fast die Hälfte geschafft) und danach dann von einem Abbiegepunkt auf dem Garmin zum nächsten (und immer mit dem Blick auf die Himmelsrichtung und ob/wann der Wind wieder von vorne kommt…). Für die weitere „Portionierung“ der verbleibenden Kilometer half auch der Aufkleber auf dem Oberrohr auf dem die markanten Punkte der Strecke (Bergwertung, Sprintwertung, Verpflegungspunkte) abzulesen waren.

In Nørre Snede waren 226km geschafft – quasi die Ironman-Distanz… und bisher hatte ich jemals nur 9km mehr im Sattel gesessen, also war alles ab km235 ohnehin schon persönlicher Rekord! Erwartungsgemäß wurden die Beine langsam müder und die Muskulatur wollte zwischendurch auch mal ein wenig ausgeschüttelt werden, aber ansonsten lief es erstaunlich rund – wobei der Kreislauf kurzfristig beim letzten Verpflegungspunkt, 25km vor dem Ziel, etwas unrund lief. Aber ein bisschen Cola tut Wunder und die Aussicht auf den letzten Abschnitt zu gehen gab auch nochmal Antrieb.

3 VP2 Eishockeyhalle

Bei km288 gab’s noch eine letzte (offizielle) Bergwertung, kurz danach noch ein kurzer Anstieg auf Kopfsteinpflaster und dann waren es nur noch 10km und „plötzlich“ waren wir auch schon im Ziel! Mit „Eskorte“ ging es noch durch die lebhafte Fußgängerzone von Viborg bis zum Paradeplatz. Nach dem Ausklicken lag ich überglücklich (und vor Glück weinend) und unglaublich stolz quer über dem Rad in Jens‘ Armen – es war vollbracht!

Ein langer Tag im Sattel, zum Glück ohne eine einzige Panne - die reine Fahrtzeit waren 11:02:40h, inklusive der diversen Verpflegungsstopps waren wir 12:12:50h unterwegs. Ein paar weitere Zahlen, Daten, Fakten: 37 der Starter waren „auf der Strecke“ geblieben (alles Männer!?), die schnellste Frau war eine Deutsche, die nach 10:04:35 (brutto) im Ziel war, im Frauen-Klassement bin ich auf Platz 12 von 27 (als zweitbeste Deutsche) gelandet und in meiner Altersklasse 2. von insgesamt 7 Athletinnen.

Leider war das Wetter wieder schlechter geworden, so dass nicht mehr sehr viele Menschen ausgeharrt hatten – wir nahmen auch nur noch schnell unsere Finisher-Medaillen entgegen, machten ein paar Fotos und entschlossen uns, direkt zum Auto zu rollen, um die „Heimreise“ Richtung Flensburg anzutreten.4 Ziel mit Medaillen