von Hendrik
Am 26. April stand ich um 8:30 Uhr am Start eines ganz besonderen Abenteuers: ein Ultramarathon über 54,4 Kilometer mit insgesamt 1.140 Höhenmetern bergauf und 1.240 Metern bergab – ein anspruchsvoller Traillauf von Werningerode nach Nordhausen.
Schon der Start hatte es in sich: Kaum losgelaufen, ging es direkt in einen schmalen, steilen Anstieg. An Laufen war hier kaum zu denken – wie viele andere stieg ich zügig wandernd ein, um nicht gleich zu Beginn zu viel Energie zu verpulvern. Diese Strategie zog ich auch über weite Teile des Rennens durch: steile Passagen wurden flott gewandert, um Kräfte zu sparen.
Die Strecke war landschaftlich ein Traum – schmale Trails, weite Ausblicke, Natur pur. Doch der Lauf entwickelte sich schnell zu einem Wechselspiel aus Euphorie, Erschöpfung und mentaler Stärke.
Ein ganz besonderes Highlight war der Abstieg zwischen Kilometer 32 und 36: von 530 auf 310 Meter ging es rasant bergab – und ich ließ laufen. Die Freude am Tempo, das Gefühl der Freiheit – es war ein Rausch. Doch der Preis ließ nicht lange auf sich warten. Kaum unten angekommen, merkte ich: Das war vielleicht doch etwas zu viel Risiko – und das ausgerechnet direkt vor dem längsten Anstieg des Rennens.
Von 310 auf 590 Meter Höhe ging es nun hinauf, auf 5 Kilometern mit bis zu 21 % Steigung. Und hier kam der Tiefpunkt: Schwindel, Übelkeit, erste Krämpfe in den hinteren Oberschenkeln. „Die ersten“ – denn sie sollten mich noch lange begleiten. Doch Aufgeben? Keine Option. Ich setzte mir kleine Ziele – 10 Sekunden laufen, 10 Sekunden gehen – und kämpfte mich Meter um Meter nach oben. Oben angekommen gönnte ich mir eine kurze Pause (ca. 2 Minuten), wusch mir das Gesicht, trank Tee – und tatsächlich: Es ging weiter.
Leider forderten die Krämpfe ihren Tribut, besonders bergab. Immer wieder zuckten die Oberschenkel, und ich musste das Tempo drosseln, obwohl Lunge und Energie noch Reserven gehabt hätten.
Die letzten Kilometer waren besonders: Ab etwa Kilometer 47 begleiteten mich meine Supporter auf dem Rad – meine Freundin Femke, meine Eltern und meine Schwiegereltern in spe. An der Verpflegungsstation bei Sophienhof (32,3 km) und auf den letzten Metern gaben sie mir mentalen Auftrieb.
Auch Catalina, eine Mitstreiterin aus Bremen, überholte mich in Begleitung ihres Radlers Lukas. Ich konnte sie im letzten Anstieg noch einmal passieren – doch bergab holten mich die Krämpfe erneut ein, und sie zog endgültig davon.
Nach 6 Stunden, 42 Minuten und 39 Sekunden überquerte ich die Ziellinie – Platz 199 von 403 Finishern. Müde, aber glücklich. Kein Schmerz, keine Blasen, keine Scheuerstellen – nur zwei Tage Muskelkater. Das Training hatte sich gelohnt, die Tipps von Thorsten haben sich ausgezahlt.
Ich bin dankbar für diesen Tag, für die Erfahrungen, die Menschen an der Strecke – und dafür, dass ich dieses Rennen verletzungsfrei und stolz beenden konnte.