von Lisa & Jonny
Nachdem uns dieses Event letztes Jahr so gut gefallen hat, hieß unser Motto: „Here we go again“ – again! Warum schon wieder? Die Organisation, die Location, die Strecke, das Publikum, es passt einfach alles.
Jonny: Und außerdem ergab sich hier der gemeinsame Start mit einem guten alten Freund und langjährigem sportlichem Vorbild. Der Freund, dem wir unsere bisherige Triathlon-Laufbahn zu verdanken haben. Denn bei einem Herbstlauf im Jahr 2021 erzählte er mir davon, wie er einen weiteren Ironman ins Auge fasst.
Da wurde der Samen gesät, dass nach einigen Marathon, dies dann wohl auch für mich die nächste sportliche Evolutionsstufe werden muss.
Tja, und jetzt starten wir zum ersten Mal gemeinsam bei einem Triathlon-Wettkampf – eine Ehre und Freude zugleich.
Lisa: Es war einfach nur heiß! Das Thermometer zeigte 30°C an und dann sollten wir auch noch mit der letzten Welle um 16 Uhr starten. In den wenigen Schattenplätzen saßen schon diverse Gäste und Starter, die Schutz vor der Sonne suchten. Wir haben also erstmal in der prallen Sonne unsere Startunterlagen abgeholt und die Nummern angebracht – da lief der Schweiß schon das erste Mal.
Nachdem Jonny ein traumatisches Hitzeerlebnis beim Martfelder Mühlenlauf hatte, wirkte er mit seinem langärmeligen weißen Hemde und dem schwarzen Cap recht zufrieden mit seiner außergewöhnlichen Kleiderwahl. Er wurde auch nicht müde zu erwähnen, wie clever diese Kombi doch sei und dass ihm die Hitze nichts ausmacht.
Start und Schwimmen
Jonny: Da mir die Hitze nichts ausmachte, fand ich die Zeit bis zum Start ganz entspannt. Als wir uns dann zum Schwimmen gesammelt haben (Männer und Frauen in dieser letzten Startwelle gemeinsam) stieg die Anspannung plötzlich. Immerhin hatte ich seit letzter Woche Probleme mit der rechten Schulter und musste am Donnerstag zuvor sogar das Schwimmtraining nach 15 Minuten abbrechen; es schmerzte, ich war langsam und konnte keine Kraft hinter dem Armzug bringen.
Das waren keine guten Voraussetzungen um mich dieses Jahr zu verbessern. Am Freitag hat mich jedoch mein Chiropraktiker in Magelsen mit den richtigen Handgriffen wieder ausreichend hergestellt. Nach kurzem Einschwimmen glaubte ich selbst kaum, wie problemfrei ich kraulen konnte. Vielen Dank an dieser Stelle an Malte Mittermeier – hättest du dir an deinem freien Tag nicht kurzfristig Zeit für mich genommen, wäre das alles komplett anders gelaufen und ich hätte mich beim Schwimmen nicht um 3:04 Minuten verbessert.
Lisa: Jaaaa, das Schwimmen…lief gut! Ich muss echt sagen, dass ich dieses Mal sehr gemerkt habe, wie gut wir doch mittlerweile auf das Schwimmen im Wettkampf vorbereitet wurden. Im Vergleich zu den Ligawettkämpfen, war es eine wirklich große Startwelle und man musste schon viele Meter ins Wasser reingehen, bis man endlich die ersten Züge machen konnte. Es dauerte auch fast die Hälfte der ersten Schwimmrunde, bis sich jeder seinen Schwimmplatz erkämpft hatte und einem niemand mehr in die Quere kam.
Durch die vielen Starter an diesem Tag, war das Wasser gerade im Startbereich sehr schlammig und aufgewühlt und man schwamm durch ein Meer abgerissener Wasserpflanzen. Immer, wenn man seine Arme und Beine gerade wieder befreit hatte, schlangen sich neue Exemplare um die Extremitäten.
So muss sich ein Tannenbaum an Weihnachten fühlen, der immer und immer wieder mit Lametta überworfen wird.
Abgesehen davon, habe ich es nach einigen Metern Brustschwimmen gut geschafft meinen Rhythmus zu finden und bin durchgekrault. 2:11 Minuten schneller, als das Jahr zuvor.
Ich war höchst zufrieden. Ich wurde jedoch je aus meinem guten Gefühl gerissen, als ich mich im wadentiefen Wasser an einem Stein unter dem großen Zeh schnitt. Ich merkte sofort, dass es nicht nur ein kleiner Kratzer war, sondern etwas tiefer sein musste… Doch der Weg vom Wasser zur Wechselzone klappte einwandfrei. Beim Sockenanziehen ignorierte ich das Blut… es musste ja auch alles schnell gehen und ich hätte mich eh nicht groß drum kümmern können.
Auf dem Rad
Jonny: 5 Runden, keine Höhenmeter, dafür ein 180° U-Turn wo es etwas enger werden konnte.
Ansonsten gab es nur ein Highlight: meine erste Ermahnung durch einen Kampfrichter. Nach besagtem U-Turn beschleunigte ich nicht so zügig raus und hörte plötzlich neben mir die Stimme eines Soziusfahrers in neongelber Weste auf einem Motorrad: „So Jean-Pierre, entweder lässt du dich ein paar Meter nach hinten fallen oder du überholst jetzt.“
Die formelle Anrede erinnerte mich an meine Schulzeit… „Überholen“ entgegnete ich ohne wirklich nachgedacht zu haben. Aber in die Pedale tretend ging es weiter und als wir abends die offiziellen Zeiten sahen, stellte sich heraus, dass ich auch meine Radzeit im Vergleich zum Vorjahr verbessert habe.
Lisa: Da gibt es nicht viel zu sagen…es waren unspektakuläre Runden. Allerdings stellte ich erfreut fest, dass ich echt einige überholen konnte…nicht so wie letztes Jahr, wo ich diejenige war, die gnadenlos überholt wurde. Tatsächlich war ich dieses Mal ganze 3 Minuten schneller. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht, als ich den Radteil beendete, aber ich hatte ein super gutes Gefühl.
Das war gleich wieder vorbei, als ich in der Wechselzone angekommen feststellte, dass für mein Rad quasi kein Platz mehr war. Die Räder wurden mit dem Sattel eingehängt. Jonny hat seinen Platz sehr großzügig ausgelegt. Beim Versuch, es an die richtige Stelle zu schieben, fiel sein Helm herunter und irgendwie auch der Helm des Nachbarrads. Sollte ich die jetzt wieder aufheben?
Gefühlt hat es Ewigkeiten gedauert, bis mein Rad endlich hing und auch alles andere wieder an seinen Platz lag.
Mit einer ziemlich grantigen Stimmung wetzte ich los zum finalen Part.
Das Laufen
Jonny: Keine Ahnung wo ich zeitlich lag, aber nun kam der Heimvorteil beim Laufen. Ebenfalls 5 Runden standen in der schattigen Allee, parallel zum Maschsee an und man kam je Runde 2x am Verpflegungsstand vorbei um sich abzukühlen.
Tatsächlich überholten mich schon gleich zu Anfang zwei athletisch aussehende Kameraden, aber da hier 10 Km anstanden, lehnte ich es ab mitzuziehen… Immerhin überholte ich ja schon sehr viele andere.
Nach der zweiten Runde erblickte ich einen bekannten rückenfreien Trisuit. Ja cool – endlich kann ich mal ein paar Meter mit Lisa zusammen laufen! Ich freute mich sehr und begrüßte sie mit den Worten: „Das ist ja schön.“
Mehr konnte ich nicht sagen, weil ich gleich sehr nachdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass ich in der Wechselzone mein Rad wohl etwas egoistisch hingehangen habe. Hm, hab ich das? Keine Ahnung… Besser schnell weg hier! Ich entschuldigte mich
formell und beschleunigte wieder…
Mittlerweile waren 3 Runden geschafft, aber das warme Wetter zerrte an mir und ich merkte so langsam, wie sich der Schweiß auf der Haut kalt anfühlte – „kein gutes Zeichen“ dachte ich mir. Aber was ist das!? Schon wieder zwei die mich überholen… und jetzt sind wir in der letzten Runde.
Ich wägte in einer innerlich geführten Debatte mehrfach ab und änderte sekündlich meine Meinung, ob ich da jetzt dranbleiben sollte oder nicht. Ich blieb dran. 6 Sekunden hinterher… Größere Schritte; 3 Sekunden. Ich schätze jetzt sind es noch 500 Meter. Ist es wert einen Schlusssprint auszupacken? Ich versuch´s mal, schlängelte mich durch die beiden durch und übernahm aus unserem Dreikampf die Führung.
„Letzte Runde?“ fragte mich dabei ein vierter, bisher noch unbeteiligter in „Hannover-Tri-Team-Dress“. Als ich bestätigte, entgegnete er nur: „Na dann muss ich wohl mitgehen“. ‚Oh nein, bitte nicht‘ dachte ich mir und wir liefen einige Meter nebeneinander her. Jetzt mussten es keine 200 Meter mehr sein. Ich holte alles raus, sah ihn nicht mehr an meiner Seite. Nach der letzten Kurve war mir klar, dass dieser Endspurt belohnt wird.
Aber für´s Finisher-Foto und die Gefahr, dass doch noch jemand im Windschatten hängt, musste ich bis zum letzten Meter durchziehen. So ein brisantes Finale habe ich schon lange nicht mehr hingelegt und so erschöpft ich auch war – das Gefühl alles
gegeben und dieses kleine Duell gewonnen zu haben war es sowas von Wert!
Lisa: Immer noch geladen über das Wechselzonenfiasko startete ich auf die Laufstrecke. Wie immer war ich davon überzeugt, dass das Laufen meine Königsdisziplin beim Triathlon ist. Ich begann in einem guten Tempo und ließ die Verpflegungsstation etwas überheblich links liegen und belächelte innerlich alle, die dort sogar stehen blieben.
Doch was war auf einmal los? Meine Beine wurden schwer und es war mir unmöglich mein zügiges Tempo zu halten. Dabei hatte ich die erste Runde noch nicht mal ganz beendet. So ein Gefühl kannte ich nicht und auf einmal kam mir der erschreckende Gedanke, dass ich es heute nicht ins Ziel schaffe.
Normalerweise ist es mit einem inneren „Reiß dich zusammen“ getan, doch jetzt schien mein ganzer Körper nach Abbruch zu
schreien. Ausgerechnet jetzt hörte ich Jonnys viel zu freudige Stimme hinter mir „das ist ja schön“ sagen. Sofort fiel mir wieder ein, dass ich ja sauer auf ihn war… Erschöpfung und Wut mischten sich zu einem ungünstigen Cocktail und mussten schnell raus, bevor er wieder weg ist. Innerhalb von zwei Sekunden brachte ich meinen Unmut über sein hinterlassenes Chaos in der Wechselzone zum Ausdruck.
Er wirkte etwas verdutzt, entschuldigte sich und lief ohne Widerworte davon. Jetzt kam also auch noch ein schlechtes Gewissen hinzu. Die verbleibenden 3 Runden waren wirklich ein Kampf und habe ich so auch noch nie erlebt. So muss es sich anfühlen, wenn man sich „leer läuft“. Jetzt gehörte ich auch zu denen, die bei der Verpflegungsstation kurz stehen blieben. Ich musste meinem Körper wieder Energie zuführen und würgte jedes Mal die ekelhaft warme Cola herunter und spülte mit Isodrinks nach. Damit ging es wirklich besser, was nicht heißt, dass es „gut“ ging.
Ich brachte all meine Willenskraft auf um auf den letzten zwei Runden nicht ins Gehen zu verfallen.
Endlich bog ich Richtung Zieleinlauf ab. Das beflügelte mich überraschenderweise doch sehr und ich schaffte es noch vier Männer vor mir zu überholen. Ich wollte doch ein gutes Finisher-Foto auf dem nur ich zu sehen bin.
Da ich nach dem Überholmanöver nicht wieder langsamer werden wollte, behielt ich mein Sprinttempo bei und trug sogar ein Lächeln auf dem Gesicht als ich über die Ziellinie lief.
Fazit
Wir konnten beide unsere Zeit vom Vorjahr verbessern – und das, obwohl es so unglaublich heiß war und einiges nicht so lief wie geplant. Offensichtlich haben Training, die Wettkampferfahrungen der letzten Monate, sowie Jörg und Eriks Arbeit vom Beckenrad aus, Früchte getragen.
Wahrscheinlich sind wir nächstes Jahr wieder dabei – zum einen um unseren weiteren Fortschritt zu sehen und zum anderen damit auch ich (Jonny) die Anmeldemaske vollständig mit unserer
Vereinszugehörigkeit ausfülle.