von Jonny
35 Hindernisse auf 20 Kilometer – WOHAA!
„Are you ready for… XLETIX!?“ Mit diesem Schlachtruf wurden wir schon beim Warm-up ordentlich aufgeheizt und brannten darauf, mit unserer ca. 80 Mann starken Startwelle losgelassen zu werden!
XLETIX ist einer der bekanntesten Hindernisläufe in Deutschland, der jährlich meist an 6 verschiedenen Standorten stattfindet. Man hat die Wahl zwischen drei verschiedenen Distanzen: 6, 12 oder 18 km. Wir haben uns natürlich für die 18 km Variante entschieden (die sich allerdings später als 20 km herausstellte).
Hier ging es heute nicht um die Zeit, sondern darum, mit unserem 6-köpfigen Team während des Abenteuers den meisten Spaß rauszuholen. Die Voraussetzungen schienen perfekt: es sollten milde 23°C werden und mitten im Ruhrgebiet (Zeche Ewald in Herten) wähnten wir uns vor jeglichen Höhenmetern in Sicherheit. Sonnencreme schien uns auch überflüssig und wir belächelten alle, die sich vorm Start gegenseitig einschmierten.
So fanden wir uns also in dem einleitend erwähnten Warm-up wieder. Mit lauter Musik, Anfeuerungsrufen und Pyrotechnik wurden wir auf die Strecke losgelassen. Natürlich war nach wenigen Schritten das erste Hindernis ein großes Wasserbecken, damit man gleich klatschnass eingestimmt ist. Das war also der „Dragon´s Ditch“. Die abenteuerlichen Hindernisbezeichnungen wie z.B. „Muddy Maniacs“, „Slippery Slope“ oder „Barbwire Battle II“ offenbarten nicht wirklich was uns erwartete – aber das machte es spannend und abwechslungsreich. Manche Hindernisse waren lächerlich einfach: z.B. der lieblos hingeklatschte Reifenhaufen. Andere hatten es allerdings ganz schön in sich wie die 4 Meter hohe Halfpipe die man raufsprinten musste.
Erwähnenswert ist auch der „Freak Froster“. Man steige in ein Eisbecken gefüllt mit Wasser und viiiiiiiel Eis. Dann muss man komplett unter- und durchtauchen um auf der anderen Seite wieder rauszukommen. Kreislauffreundlich ist das nicht, wenn man bei warmem Wetter und durch den Lauf aufgeheizt da reinsteigen muss, aber ist der anfängliche Gehirnfrost erstmal verkraftet, fühlt man sich mehr als lebendig! Bei weiteren Hindernissen mussten wir klettern, hangeln, springen, rutschen, krabbeln, balancieren und vieles mehr.
Grundsätzlich geht’s darum, dass alle Teilnehmer die Hindernisse schaffen; jeder ist bereit jedem zu helfen. Bei solchen Events herrscht unter allen ein super Teamgeist und große Hilfsbereitschaft.
Es gab aber zwei Dinge, die jeder für sich selbst überwinden musste. Da hätten wir z.B. die eigenen mentalen Grenzen, denn man sah Nervenzusammenbrüche, Tränen und Angstzustände.
Und zum anderen die in den 1980er Jahren aufgeschütteten 180 Millionen Tonnen Bergmaterial, die zu einer 151 Meter hohen Halde aufgetürmt wurden. Der Landschaftspark Hoheward ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Radfahrer. Das Gelände ist riesig und von oben hat man einen herrlichen Blick in jede Richtung des Ruhrgebiets. Durch das klare Wetter sahen wir die Arena auf Schalke (Gelsenkirchen), das Gasometer in Oberhausen oder den Funkturm in Düsseldorf.
Freundlicherweise haben die Veranstalter uns diese mehrfach rauf und runter rennen lassen, mal mehr, mal weniger steil… aber eher mehr. Soviel zu den nicht erwarteten Höhenmetern. Auch die erwarteten milden 23°C stellten sich eher als wolkenlose 30°C heraus und Schatten gab es auf der Strecke kaum. Jetzt hätten wir auch gern was von der Sonnencreme am Anfang gehabt.
Dafür gab es eine sehr gute Versorgung mit Getränken, Riegeln und Bananen. Einen 20-Kilometer-Lauf hätten wir normalerweise locker unter 2 Stunden gepackt, doch hier waren wir am Ende mehr als doppelt so lang unterwegs. Es war besser, sich Zeit zu nehmen und auf Sicherheit zu achten, denn nicht umsonst mussten wir morgens noch eine Verzichtserklärung unterschreiben, dass der Veranstalter für keinerlei Verletzung haftbar gemacht werden kann. Und davon haben wir so einige gesehen: zum einen das Übliche wie umgeknickte Gliedmaßen und Prellungen. Highlights hingegen waren mindestens eine gebrochene Nase und eine zertrümmerte Kniescheibe (mit Vollspeed in die Halfpipe gerannt) und manchmal wusste man auch einfach nicht, was passiert war, wenn man im Vorbeilaufen jemanden schluchzend im Gras liegen sieht (natürlich bereits von Mitläufern umsorgt). Die vielen Johanniter waren an diesem arbeitsreichen Tag immer schnell zur Stelle und dafür sehr zu loben.
Wir sind mit unserem Team zum Glück verletzungsfrei durchgekommen. Wir stürmten vereint als geschlossene Einheit euphorisch über die Ziellinie. Mit den tollen Bildern der vielen professionellen Fotografen haben wir schöne bleibende Erinnerungen an diesen spektakulären Tag. Den Sonnenbrand hingegen sind wir nach wenigen Tagen wieder losgeworden.