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von Kerstin

Und das mit dem „lange“ ist durchaus ernst gemeint – und inzwischen bin ich selbst nicht mehr ganz sicher, wann genau quasi der Startschuss für dieses Abenteuer fiel, aber es muss zum Ende des Sommers 2020 gewesen sein…
ich war bei der „Hölle von Q“ (siehe Bericht hier) über die Mitteldistanz am Start gewesen – einer der wenigen Wettkämpfe, die in diesem Jahr überhaupt stattgefunden hatten - als Martin auf die Idee kam, dass ich in 2021 dann doch zum ersten Mal bei einer Langdistanz starten könnte.
Er hatte auch gleich eine Empfehlung parat, wo das sein sollte, nämlich beim „Ostseeman“ in Glücksburg. Nach einigem Abwägen und Martins Zusage, mich auch bei dieser Herausforderung zu unterstützen, wurde die Anmeldung getätigt und die langen Monate der Vorbereitungen konnten beginnen.
Alles lief (fast) nach Plan: das bereits aus 2020 verschobene Trainingslager auf Mallorca fiel nochmal der Pandemie zum Opfer, aber immerhin ging es Ende Mai ins Allgäu – nur leider kam dann ca. sechs Wochen vor dem Wettkampftermin die Absage! Es fehlten immer noch einige benötigte, offizielle Genehmigungen und das Orga-Team zog die Reißleine – die Enttäuschung war zunächst riesig, aber es nützte ja nix!
Ich fand zumindest noch zwei „alternative“ Veranstaltungen (Arendsee Open Water, Klostertriathlon Rühn) und startete dann in ein weiteres Jahr der Vorbereitung, um dann eben in 2022 in Glücksburg am Start zu sein.
1 Ostseeman Aufsteller min
Schnell vorgespult zum 05. August 2022 – der Anreisetag war endlich gekommen! Wir hatten eine FeWo fußläufig zum Veranstaltungsgelände gebucht und machten uns nach der Ankunft auch direkt auf den Weg dorthin, um uns einen Überblick über die Gegebenheiten zu verschaffen und die Startunterlagen abzuholen.
Es war beeindruckend zu sehen, wie professionell alles vorbereitet war und auch, wie sehr der Ort an diesem Wochenende eine „Triathlon-Hochburg“ ist/wird – alles nicht ganz so groß, wie bei Thorsten in Roth, aber trotzdem auch sehr, sehr schön. Abends gab’s die obligatorische Pasta-Party und am Samstag dann die Wettkampf-Besprechung, bevor es anschließend zum Veranstaltungsgelände ging, um das Rad und die Wechsel-Beutel einzuchecken und sich auch (nochmals) die Laufwege einzuprägen.
So langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass es tatsächlich bald losgehen würde, nach „all der Zeit“ – eine freudige Anspannung machte sich breit.

2 Vor dem Schwimmstart mit dem Coach minDer Wettkampftag begann um 04:00 h, um ausreichend Zeit für ein vernünftiges Frühstück zu haben und in aller Ruhe „ankommen“ zu können… gegen 05:50 h erreichten wir das Wettkampfgelände und ich traf die letzten Vorbereitungen: Trinkflaschen ans Rad, selbiges nochmals auf Einsatzbereitschaft überprüfen, in den Neo schlüpfen - einmal kurz mit den Füßen ins Wasser, um die Temperatur einschätzen zu können, und einen Schluck nehmen, um sich aufs Salzwasser einzustellen.
Die letzten Minuten vor dem Startschuss war ich – wider Erwarten – erstaunlich ruhig und sehr auf die vor mir liegenden Aufgaben fokussiert. Ich hatte die letzten Wochen und Monate so oft im Training diesen Tag herbeigesehnt und mich mental damit auseinandergesetzt, wie es sein würde/könnte – gleich
würde ich es herausfinden können!

Um 06:45 h erfolgte der Startschuss und ich ging im hinteren Bereich des Feldes ins Wasser: mit 19,6°C war es im Neo sehr gut auszuhalten (die Lufttemperatur war zu diesem Zeitpunkt deutlich geringer) , das Salzwasser und auch die leichte Dünung machten mir nix und ich kam gleich gut in (m)einen Rhythmus – der sich bei mir zwar nicht durch ein hohes Tempo auszeichnet, mich aber trotzdem gut durch die 3,8km getragen hat.
3 Schwimmausstieg minNach 1:39:17 der „Einsamkeit“ hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und – vorbei am jubelnden Anhang - auf dem Weg ins Wechselzelt: Neo aus, kurz provisorisch etwas abtrocknen, langes Rad-Trikot überziehen, Socken und Schuhe an, Startnummer um, Verpflegung in die Taschen stecken, Helm auf und dann zum Fahrrad.

Kurzer Schreckmoment nach dem Aufsteigen: hatte das Hinterrad doch Luft verloren? 4 Rad Finger raus minAber nein, alles in Ordnung… auf ging’s in die vier Runden: zunächst mit einigen, wenigen Abbiegungen durch kleinere Ortschaften in Richtung B199, darauf zunächst bis zu einem Wendepunkt, dann „zurück“ bis zu einem weiteren Wendepunkt und danach in den zweiten Teil der Rad-Runde, über kleinere Nebenstraßen und Wirtschaftswege der Ostsee entgegen, dann vom tiefsten Punkt der Strecke direkt an der Wasserlinie in „Wellen“ zurück „hoch“ nach Glücksburg.
Alle Straßen waren mindestens halbseitig oder sogar komplett für uns gesperrt und die Abzweigungen durch Polizei oder ehrenamtliche Helfer super abgesichert - das war schon klasse! Entlang der Strecke hatten sich wiederum Jens und Martin an verschiedenen Punkten während der Runden positioniert, Jörg hatte sich im „Stimmungsnest“ mitten in Glücksburg positioniert und eingangs meiner letzten Rad-Runde trafen auch Silvia und Magnus mit dem Shuttlebus zum Anfeuern ein.
5 Abklatschen T2 minWettertechnisch war es auch auf dem Rad ok: es gab zwischendurch einen kurzen Schauer, aber danach trockneten die Straßen schnell wieder ab, und auch der Wind wehte nur schwach!
Nach 05:56:53 im Sattel war ich „plötzlich“ schon wieder in der Wechselzone, fühlte mich gut und war bereit für den Lauf, von dem mir klar war, dass es dabei irgendwann „hart“ werden würde…

De6 Lauf minr Marathon musste dann auf sechs Runden á 7km absolviert werden: ich hatte meine Uhr so „programmiert“, dass sie mir nicht ständig irgendwelche (unnützen) Informationen lieferte, sondern lediglich nach 7km einmal die absolvierte Zeit anzeigt – und die erste Runde war erwartungsgemäß die schnellste. Aber auch die zweite und dritte Runde gelang es mir weiterhin, komplett durchzulaufen… auf den belebten Abschnitten an der Promenade sorgten die Zuschauer dafür, dass man nicht gehen „konnte“, abseits des Trubels und insbesondere bei den leichten Steigungen im Ort, bin ich dann in den Runden vier bis sechs doch gelegentlich in „zügiges Gehen“ gewechselt, um mit meinen Kräften hauszuhalten – diese Taktik und auch die erfolgreiche Umsetzung hinsichtlich des „Versorgungskonzeptes“ mit eigenen Gels und Wasser/Brühe an den Verpflegungsstation ging sehr gut auf.
Und auch meine mentale Vorbereitung zahlte sich aus: zu keinem Zeitpunkt dachte ich, dass ich es nicht schaffen würde – immer einen Schritt vor den nächsten setzen, dann erreicht man das Ziel. Als ich das letzte Mal den Start-Ziel-Bereich durchqueren musste, um die letzte „Schleife“ zu drehen, stellte sich schon eine gewisse Vorfreude ein und auf den letzten 800m, nach dem letzten Wendepunkt, zog auch schon ein leichtes Grinsen in mein Gesicht!

Und dann war es geschafft: die letzten Lauf-Schritte auf dem blauen Teppich im strahlenden Sonnenschein, der jubelnde Anhang und die Lautsprecher-Ansage: „Kerstin Klasen, you are an Ostseewoman“ – Gänsehaut pur, Stolz, Freude, Erleichterung und die Marathon-Zeit von 04:50:11 war auch völlig ok – meine längste sportliche Aktivität war nach 12:37:46 vollbracht.

10 Finishline mit dem Coach minIn der Wertung für die Deutschen Altersklassen-Meisterschaften kam ich damit auf Platz 7 (von 14) in der AK W50 und auf Platz 28 bei den Frauen (von 45).

Auch mit einigen Tagen Abstand, erscheint mir der Tag/Wettkampf und die erbrachte Leistung noch etwas „unwirklich“ – ein riesengroßer Dank geht an dieser Stelle an Martin als „master mind“ hinter dem Vorhaben, an Erik mit Kristina und Thorsten als eingeschworene Schwimm-Trainingsgruppe, an Jörg, der extra nach Glücksburg gereist ist, um ich anzufeuern und Silvia & Magnus, meine „Edel-Fans“! Und an den Fotografen, der das schönste Finisher-Foto von mir gemacht hat!

9 Ostseewoman 2022 min