von Martin

Der Familienurlaub führte uns in diesem Jahr in die Dolomiten, genauer gesagt nach Sillian/Osttirol.
Kurz nach Festlegung des Reiseziels begann ich Ende 2018 mit der Suche nach geeigneten sportlichen Herausforderungen, man will den Urlaub ja nicht ohne Highlight verbringen. Es fand sich kein geeignetes Rennen, aber eine Herausforderung, die sportlich alles abverlangt und gleichzeitig Abenteuercharakter hat, der Stoneman Dolomiti MTB Trail.
Ausgewiesen sind 106 km und 4000 hm, dabei fährt man mit dem MTB eine markierte Strecke ab und muss an fünf Punkten eine Lochkarte entwerten. Die Tour kann an einem (Gold), zwei (Silber) oder drei (Bronze) Tagen absolviert werden und man wird nach erfolgreicher Teilnahme auf einer Liste als Finisher in der jeweiligen Kategorie geführt.
Die Strecke führt an zwei 

Punkten auf über 2500 m.ü.N.N. und bewegte sich viele Kilometer oberhalb der 2000 hm Marke. In einem Anfall großer Leichtsinnigkeit, gepaart mit Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, entschied ich beim Studium der Daten die Strecke an einem Tag bewältigen zu wollen. Zum Glück konnte ich einen Mitstreiter finden. Extra für dieses Abenteuer reiste mein Radsportfreund Daniel aus der Schweiz an, bergfest und topfit. Foto 02.08.19 20 23 34


Die Anmeldung darf für die Goldtour erst am Vorabend nach 19Uhr erfolgen, damit man sich nicht schon im Vorfeld einen der Stempel einholen kann. Wir holten also die Unterlagen ab und entschieden uns für einen Start um sieben Uhr morgens. Startet man auf die Stoneman Runde in Sillian, fährt man direkt in die erste Steigung zur Leckfeldalm, ca. 7 km und 800 hm. Das geht noch ganz gut zu fahren, danach wird es heftig.
Foto 04.08.19 10 19 01Auf den nächsten 3 km legt man 500 hm zurück, dort ist Schieben meist sinnvoller als Fahren, da man die Beine sonst gleich zu Beginn ruiniert. 

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Auf 2447 m.ü.N.N. erreichten wir die Sillianer Hütte und stärkten uns mit Kaffee und Käsebrot. Auf den nächsten 15 km kamen wir, immer weit über 2000 m.ü.N.N. nur sehr langsam voran, den ständig blieben wir stehen und bestaunten den fantastischen Ausblick auf die Felswände der Dolomiten. Wir fuhren und schoben auf einem teilweise sehr schmalen Trail, der alles an Konzentration abverlangte. Spätestens jetzt wurde klar, diese Tour fordert vollen Einsatz und wird uns an die Belastungsgrenze bringen. Die Abfahrt in Richtung Padola ist ein Traum für MTBiker, die Trails und Forstwege forderten einiges an Fahrtechnik und Kondition und trieben uns ein breites Grinsen ins Gesicht. In Padola stärkten wir uns mit original italienischer Pizza, was sich im direkt anschließenden Anstieg zum Kreuzbergpass als wenig geeignete Nahrungsquelle herausstellte. Nach Überquerung des Passes und überwundenen 400 hm bogen wir ab auf die Steigung zur Rotwandwiesen, die uns weitere 300 hm auf schottrigem Untergrund bescherte. 

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So langsam machten sich die Beine und vor allem das Gesäß bemerkbar. Über eine Rodelstrecke gelangten wir wieder ins Tal und fuhren auf einem Naturradweg über Sexten und Innichen nach Toblach, wo wir bereits 16 Uhr den letzten Anstieg zur Markinkele in Angriff nahmen.
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Es galt noch einmal 1300 hm am Stück zu absolvieren. Sobald die Steigungsprozente zweistellig wurden meldete der Körper, dass er nicht mehr Willens sei, sich diesen Strapazen weiter auszusetzen. Die kurzen Pausen wurden immer häufiger, obwohl wir sicher wussten, dass wir nun die Tour an einem Tag bewältigen würden. Als wir die Baumgrenze erreichten und die Luft auf über 2000 m.ü.N.N. für mich spürbar immer dünner wurde, musste ich kurzen Pausen einlegen, um die arbeitsunwillige Muskulatur mit Sauerstoff zu versorgen. Mittlerweile tat der Hintern nach fast 12h im Sattel heftig weh und die Elektrolytlösung aus der Trinkflasche wollte schon lang nicht mehr schmecken. 
Mit Gel versuchte ich etwas Energie nachzuschieben, vergebens, es ging nur noch im Schneckentempo voran. Irgendwann erreichten wir den letzten Checkpoint auf über 2500 m.ü.N.N., lochten fix unsere Karte, machten das obligatorische Selfie und zogen uns eine wärmende Jacke an, bevor wir uns in die letzte Abfahrt des Tages stürzten.
Am Ausgangspunkt in Sillian kamen wir nach knapp über 12 h an und nahmen die Glückwünsche der Gastwirtin entgegen, die uns dann unseren schwer verdienten Pokal aushändigte, ein Sockel mit einem goldenen Stein und dem Logo aus Metall. Beim gemeinsamen Abendessen ließen Daniel und ich den Tag Revue passieren und stellten fest, dass die Landschaft, die Hütten und die kleinen Ortschaften es eigentlich verdient hätten, dass man die Tour an zwei oder drei Tagen fährt. Aber das wäre ja vernünftig…