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von Sigrid

logoEine ganze Region außer Rand und Band:
Hotelzimmer gibt es schon seit Monaten nicht mehr, Privatunterkünfte sind ausgebucht. Die Straßen sind voll - nicht nur mit Autos, sondern auch mit RR-Fahrern, die eben mal probieren wollen, was noch geht. So stellt sich Roth in den Tagen vor dem größten Langstrecken-Triathlon der Welt dar.

Allerbestes Sommerwetter, Neo-Verbot ja oder nein, das beschäftigte mich in den Tagen vor dem Rennen. Immerhin standen 24 Grad Wassertemperatur auf der großen Tafel vor dem Informationszelt. Der Wettergott hatte ein Einsehen, Donnerstag und Freitag kühlte es merklich ab und die Wassertemperatur betrug nur noch gute 22 Grad.

Donnerstag Abholung der Startunterlagen, Freitag Radstrecke abfahren, Samstag dann noch Einchecken und Wettkampfbesprechung - endlich kehrte die große Ruhe vor dem Rennen ein. Wir genossen sie noch einmal am Brombach-See, 23 km weit außerhalb des Hexenkessels und sehr romantisch.

In der letzten Nacht wie immer wenig Schlaf und endlich ging es los. Allerbestes Wetter, 30 Grad waren angekündigt, noch windstill am frühen Morgen und überall Stau. Wir mussten 6km geduldig sein, bis wir unseren Parkplatz oberhalb des Main-Donau-Kanals erreicht hatten.
Eine Stunde noch bis zum Startschuss um 6.45h, 2. Frauenwelle. Also schnell zur Wechselzone, Wechselbeutel Rad, Laufen und Duschen abgeben, ZFM prüfen und Neo an, die Zeit läuft .....
.....und dann endlich der Startschuss. Schwimmen lief von Anfang an super. Wie lange hatte ich darauf gewartet. Bisher nicht gerade meine Paradedisziplin. Das sollte sich heute ändern. Heribert rief mir 1:26h zu, als ich meinen Wechselbeutel Rad fasste, genial für mich.
Die Wechselzeit schaffte ich auch in für mich erstaunlichen 5 Minuten und rauf aufs Rad. Jetzt erstmal Puls runter und dann gut verpflegen. Aber mit was??? Erschrocken stellte ich fest, dass meine Riegel und Gels noch im Rucksack lagen, ein einzelnes Käsebrötchen, das ich in die Tasche meines Radtrikots gequetscht hatte, begleitete mich auf die 180 km Rad Der Schreck war ordentlich. Als die Panik ging, kam die Vernunft, die mir sagte, dass ich 3 Radflaschen mit je einem Gel plus Wasser mitführte, bei km 90 sollten diese ausgetauscht werden und unterwegs gab es ja an den Verpflegungsstellen jede Menge Bananen, so dass ich gar nichts Neues und Unbekanntes ausprobieren musste.
Die Beine waren super gut, das ständige Auf und Ab lag mir sehr, Herz was willst Du mehr. In der 2. Radrunde kam ab km 120 mächtig Gegenwind mit starken Böen auf. 40 km zurück bis nach Roth sollte das so gehen. Hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Gestandene Männer standen im Wind, viele Athleten und Athletinnen gaben nach der Radstrecke auf. Mir machte es wenig aus, war der Wind doch mein ständiger und verlässlicher Begleiter in der Vorbereitung. Also nochmal über den Solarer Berg, wo der Bürgermeister und tausende von Zuschauern so richtig einheizen.
Vor mir tauchte plötzlich die Favoritin der AK 55, Antje Wietscher, auf. Sie war 5 Minuten vor mir gestartet, ich war etwas irritiert, nahm es aber gern. Ich wusste, dass sie eine sehr starke Läuferin ist und dass sie gleich zu Fuß davon eilen wird. Wir sind also noch zusammen in die WZ Rad eingefahren, Radhose aus, Laufhose an, schnell aufs Dixie und dann noch der Marathon.
Wie immer blödes Gefühl, RR-Fahren ging irgendwie besser. Es wurde ruhig und ruhiger. 25 km am Kanal hätte ich eigentlich genossen, da ich es liebe für mich allein zu laufen, wenn ich nicht ständig auf der Suche nach einem Busch gewesen wäre. Das alte Magen-Darm-Problem. 6 Mal musste ich bis km 17 nachgeben, dachte schon ans Aufgeben, da wirkten bei HM endlich Cola und Tuc, das alte Hausmittel. Wo andere anfingen zu gehen, kam ich endlich in meinen Laufrhythmus. Erstaunlicherweise kam der Mann mit dem Hammer erst bei km 38, die letzten 4,2 km wollte ich ihn gern mitschleppen. Die Erstplatzierte der DM war sowieso weit enteilt, die Dritte weit hinter mir. Die Informationen neben der Strecke haben wieder enorm geholfen, ruhig ins Ziel zu laufen.
Bei 13:07 Std. blieb die Uhr stehen. Sollte ich mich um eine Stunde gegenüber VJ verbessert haben?, kaum zu glauben. Also erstmal zu dem guten Mann, der die Sofort-Urkunden ausdruckt. Es stimmte, schwarz auf weiß stand da die gleiche Zeit und dann noch AK-Vize in der W55, unfassbar schön ! Diesmal auch keine Kreislaufprobleme, also endlich Entspannung. Massage, Dusche. ZFM abholen. Die Freude wurde immer größer. Ich hatte alle meine Konkurrentinnen, die allesamt schon 12-Stunden-Zeiten aus den Vorjahren vorzuweisen hatten, hinter mir gelassen, eine hatte das Rennen nicht beendet. Damit hatte ich nicht gerechnet. International AK Platz 6 von 16 Gefinishten kann sich auch sehen lassen.
Dank an die vielen, vielen freundlichen Helfer an den Strecken, alle Unterstützer, Freunde und Bekannte, die mir Mut gemacht haben in Form von SMS, What´s App, Telefonaten, Mails usw. Ich habe an Euch gedacht, danke ! Danke an Jens und Eric und unsere RR-Truppe Freitag, Samstag, Sonntag. Besonderer Dank an meine Familie.

Challenge Roth an einem herrlichen Sommertag im Juli 2015. Schön dabei gewesen zu sein, super.

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siehe auch Bericht Weser Kurier