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von Daniela

Ein paar Zeilen vorweg:

Im letzten Jahr habe ich das Winterbaden für mich entdeckt. Im nahegelegenen Landwehrsee ging ich regelmäßig bis zum Hals ins kalte Nass. Mit dicker Pudelmütze auf dem Kopf, für ein paar Selfies und vermutlich nicht länger als eine Minute. Das habe ich mühelos bis zum Freiwassertraining im Sommer durchziehen können.

Die Freiwassersaison konnte ich gut nutzen. Dank Erik und unserem TSV Schwarme „Gummi Enten“ Team fühlte ich mich durch das regelmäßige Training sicherer und heimischer im See als je zuvor.

EisGummienten

Naja, nun wusste ich, dass mir kaltes Wasser und Schwimmen im See richtig gute Laune und Freude macht, was liegt da also näher, als sich für einen EISSCHWIMMWETTKAMPF anzumelden? Nichts ☺

Das Training für meinen ersten 200m Eisschwimmwettkampf schloss sich nahtlos an den Sommer an. Sofort hatte ich Respekt vor der neuen Herausforderung, im kalten Wasser den Kopf jetzt wirklich unter Wasser zu nehmen und technisch saubere Kraularmzüge zu machen.
Als die Wassertemperatur unter 10 Grad sank, schaute ich beim Üben genau auf meine Sportuhr, um mein körperliches Befinden und die Reaktion des Körpers im kalten Wasser auch mit Zeiten abzugleichen.

So wusste ich genau: nach 40 Sekunden im Wasser konnte ich problemlos 2er Zug oder sogar 3er Zug atmen.

Nach 6 min aus dem Wasser zu kommen war schon recht grenzwertig, da konnte ich nach dem Abtrocknen keine Schnürsenkel mehr binden. Nach 4 min aus dem Wasser war soweit alles okay, allerdings wurden beim Kraulen meine Arme und Beine schon sehr schwer. Alles, was zeitlich darunter lag, schien irgendwie sinnlos. Kein Kältezittern, wie unbefriedigend (verstehen nur Eisschwimmer).

Nun aber zum Wettkampf.

EisDaniThorstenThorsten holte mich um 8 Uhr mit dem Auto ab, bei leichtem Schneefall und einer Temperatur um den Gefrierpunkt. Den Badeanzug hatte ich schon drunter, Neopren war selbstverständlich nicht erlaubt. Aus dem engen Schwimmanzug wäre ich nach dem Wettkampf mit eisigen Fingern wohl auch nicht herausgekommen. Eine zweite Schwimmbrille, zwei Badekappen und eine Menge dicker Kleidung und Handtücher hatte ich im Gepäck.

Überpünktlich am Silbersee in Langenhagen angekommen, konnten wir -in dicker Winterkleidung eingehüllt- bestaunen, wie die letzten Vorbereitungen zu Ende gebracht wurden. Und das war schon die Reise wert. Da steht doch echt der Florian von der Orga nur mit Badehose bekleidet, bis zur Hüfte im 4,5 Grad kaltem Wasser und spannt in aller Ruhe die Leinen für die 50 Meter Bahnen. Der Typ war weitaus mehr als 15 min im Wasser. Somit war klar, dass wir heute wohl noch so einige Verrückte treffen würden.

EisTempUm 9.30 Uhr war internationale Wettkampfbesprechung: großer Jubel, als die offizielle Wassertemperatur von 4,8 Grad bestätigt wurde. Unter 5 Grad gilt es erst als anerkannter Eisschwimmwettbewerb.

Um 10 Uhr waren die ersten Starts über 50 m Brust, danach kam schon meine Disziplin, die 200 Meter Freistil.

Die Vorfreude stieg, ich wollte endlich auch ins Wasser.

Ich wusste: Ich bin bestens vorbereitet, die Temperatur konnte mich nicht schocken, in den letzten zwei Wochen war ich mindestens 4-mal die Woche in meinem See, plus 2-mal Training unter Eriks Anleitung im Hallenbad.

Zwei Fragen blieben allerdings bis zum Startschuss offen:
1) Wie stark sind die anderen Teilnehmerinnen?
2) Wie schnell kann bzw. will ich überhaupt schwimmen? 

(Thorsten hatte darauf natürlich schon eine Antwort☺ )

So richtig alles gegeben, volles Tempo - das hatte ich im kalten Wasser noch nie versucht. Ging es hier nicht eigentlich nur um den Spaß?

Um 10.30 Uhr kam der Aufruf zu meinem Start. Pro Startgruppe jeweils 4 Starterinnen.

1. Ansage ertönte durchs Mikrofon: Entkleiden!
2. Ansage: go into the water.
3.Ansage: zum Startpunkt ins schultertiefe Wasser.
Und dann kam der Startpfiff!!!!!

EisDani

Und mit dem Pfiff war der Wettkampfgeist in mir aufgeschreckt, ich schwamm sofort so schnell ich konnte. Ich kann mich nicht daran erinnern, auch nur einmal Schnappatmung gehabt zu haben.

Nach 50 m erahnte ich, dass ich zumindest nicht die Letzte war.
Nach 100 m meldete sich mein Verstand kurz und warnte mich vor Übermut. Meine Lippen und meine Zunge waren eiskalt, diese Erfahrung war neu für mich.
Nach 150 m spürte ich an meinen (sehr kalten) Fersen eine Verfolgerin, somit war klar, dass ich nun alles auf eine Karte setzen WOLLTE.

Meine Arme und Beine wurden aber auf den letzten 30 m so schwer und träge, dass ich das Gefühl hatte, mit Kraft und Geschwindigkeit nichts mehr retten zu können, aber da gab es ja noch die Technik. Ich versuchte, die „ach so nervigen“ Technikübungen aus dem Hallentraining von Erik umzusetzen.

Es gelang mir (zumindest hatte ich das Gefühl). Ich hatte es geschafft! Ich konnte meinen ganz persönlichen Sieg bejubeln. Ich war nun eine echte Eisschwimmerin! Und ich habe gekämpft wie eine Verrückte. Was für ein tolles Gefühl! 

EisInterviewÜberglücklich, gesund und als Zweite in meinem Starterfeld bin ich gut aus dem Wasser gekommen.

Thorsten hat mir erstmal Badeschlappen und Omas Bademantel gereicht, und dann kam auch schon die erste Interview-Anfrage, die ich leider wegen der fast eingefrorenen Zunge vorerst abweisen musste.

EisSaunaDanach konnten wir Schwimmerinnen gemeinsam in der warmen Sauna zittern und den Wettkampf Revue passieren lassen. Ich habe in tollen Gesprächen mit netten, verrückten Menschen noch viel über das Eisschwimmen und weitere interessante Wettkampforte erfahren.
So zitterte sogar die 14-fache WM Goldmedaillen Gewinnerin im Paraschwimmen Tina Deeken mit mir. Für sie war der Wettkampf eine Vorbereitung für die EM in Rumänien. Was für eine Ehre!

Dieser Tag wird für mich auf jeden Fall unvergesslich bleiben.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem Veranstalter für die tolle Organisation, bei Thorsten für die so wichtige mentale Unterstützung an dem Tag, bei Erik und Jörg für das außergewöhnlich gute Schwimmtraining und bei Volker und den anderen Menschen die mich bei schlechtem, kaltem Wetter beim Wintertraining beaufsichtigt haben.